Zuletzt aktualisiert am 28. März 2017 um 11:27

Der Turm des Ulmer Münsters – immerhin der höchste Kirchturm der Welt – wird 125. Zu seinem Geburtstag hat er für drei Monate ein Kunstwerk namens “Solar Equation” bekommen: Bis zum 23. August 2015 hängt in der Turmhalle eine leuchtende, ballonförmige, sich ständig verändernde Sonne, die der Künstler Rafael Lozano-Hemmer entwickelt hat. Ziemlich spektakulär. Und ziemlich spannend für Kinder, auch für jüngere.

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Die Sonne von Ulm ist exakt 200 Millionen mal kleiner als die echte – Rafael Lozano-Hemmer hat genaue Berechnungen angestellt. Das ist für den in Mexiko geborenen, heute in Montréal lebenden Künstler nichts Ungewöhnliches. Immerhin hat er Naturwissenschaften studiert und arbeitet meist mit elektronischen Medien.

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Für “Solar Equation” hat er großen Aufwand betrieben. Alle zweieinhalb Minuten verändern sich Licht und Struktur der Ballon-Oberfläche – gemäß Daten, die Lorenzo-Hemmer von der Nasa bekommen hat und die die realen kontinuierlichen Wandlungen auf der Sonne wiedergeben. Bestimmte Vorgänge werden sogar in Echtzeit auf die Außenhaut der Ulmer Sonnensimulation projiziert. Außerdem interagiert der Ballon mit seinen Besuchern, deren Anwesenheit sich in leichten Schatten auf der Oberfläche manifestieren kann.

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Und die Sonne gibt Geräusche von sich, denn schließlich ist auch der reale Himmelskörper ständig in Aktion. Genauso wie die meisten Besucher: “Solar Equation” gehört zu den Kunstwerken, von denen unmittelbarer Fotografierzwang ausgeht. Das finden sogar kleine Kinder, die hier zuhauf mit den Handys ihrer Eltern herumlaufen. Nicht die schlechteste Methode, um sich so einer Installation anzunähern. Unsere Töchter allerdings geben sich etwas blasierter. Wer theoretisch täglich an dieser Sonne vorbeigehen kann, muss nicht sofort in Fotowahn verfallen.

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Der kosmische Ball macht sich gut im gotischen Ulmer Münster und fügt der mittelalterlichen Spiritualität eine sehr zeitgenössische Dimension hinzu: Zwei Giganten, einer aus Feuer, einer aus Stein, beide mit Bezug zum Himmel – große Erklärungen braucht hier keiner; Rafael Lozano-Hemmers “Solar Equation” ist beeindruckend, schön und leuchtet an diesem Ort mühelos ein.

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