Zuletzt aktualisiert am 15. Oktober 2017 um 17:50
Quentin Blake, der britische Großmeister der Kinderbuchillustration, durfte für eine Ausstellung in der National Gallery seine eigenen Lieblingsbilder auswählen. TELL ME A PICTURE hieß die von ihm kuratierte Schau, die nicht nur wirkte wie ein Bilderbuch, sondern aus der jetzt auch ein Bilderbuch geworden ist (erschienen bei Frances Lincoln Children’s Books).
Quentin Blakes Kunstbuch beginnt mit dem niederländischen Meister Hendrick Avercamp und endet mit der deutschen Kinderbuchkünstlerin Lisbeth Zwerger. Dazwischen Bilder von Menschen, deren Namen mit den übrigen Buchstaben des Alphabets beginnen – von alten Malern, von modernen und von Illustratoren. Zeit und Genre spielen keine Rolle; das Kriterium für Blakes Auswahl hieß: Jedes Bild soll eine Geschichte erzählen.
Und drumherum erzählt Quentin Blake selbst viele kleine Geschichtchen – mit Hilfe gezeichneter Figuren, die sich über die Bilder unterhalten. Diese Figuren tummelten sich während der Ausstellung sogar auf den Wänden der National Gallery. Interpretationen im klassischen Sinne liefern sie nicht – die wollen Kinder auch nicht unbedingt hören. Stattdessen kommentieren sie, was sie sehen: wundern sich, rätseln, was da wohl gerade geschieht, und geben genau so ihren Senf zum Abgebildeten, wie man es dann tut, wenn man sich Bilder völlig unvoreingenommen anschaut: “Der sieht ja nicht sehr glücklich aus”, “Mein Freund hat früher in genau so einem Haus gelebt” und, beim Anblick eines Drachenkampfs: “So sollte man das Haustier anderer nicht behandeln.”
Am Ende hat Quentin Blake uns allen gezeigt, wie spannend Bilder sind – egal, ob sie aus einem Kinderbuch oder einem ehrwürdigen Museum stammen. Und die Reihe der auf diesem Blog vorgestellten Bücher, die unbedingt mal jemand ins Deutsche übersetzen sollte, ist wieder etwas länger geworden. Wobei die englischen Kommentare von Quentin Blakes Figuren sich eigentlich fast von selbst übersetzen.
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