Zuletzt aktualisiert am 1. März 2017 um 19:59
Wir lieben die Themen-Ausstellungen im der Museum Villa Rot in Oberschwaben. Die aktuelle heißt “Nun scheint in vollem Glanze” und widmet sich dem Mond – einem beliebten Motiv der Kunstgeschichte, das das kleine Museum in die Gegenwart holt.
Mond-Kunst von früher und heute
Zugegeben, es war ein bisschen Arbeit, aber zu einer Ausstellung über Mond-Kunst konnte ich meine 15-jährige Tochter schließlich doch überreden. Zumal die Villa Rot ankündigte, nicht nur romantische Mond-Gemälde zu zeigen, sondern vor allem neuere Kunstwerke. Bei denen sollte es nicht zuletzt um den Himmelskörper als wissenschaftliches Forschungsobjekt gehen.
Julius Grimm: Ansicht des vollen Mondes, 1895
Umso überraschender, dass uns gleich zwischen den Bildern aus dem 19. Jahrhundert ein Bild mit einer realistisch anmutenden Mond-Oberfläche begegnet. Julius Grimm hat es nach einer Teleskopansicht gemalt. Das gigantische leuchtende Rund mit seiner zerklüfteten Landschaft treffen wir danach auf Schritt und Tritt an: auf den legendären Fotos von der Mondlandung 1969 etwa oder auf Bildern aus der Serie “Galileo Galilei” von Roman Finke, die mondsüchtig machen können.
Roman Finke: aus der Serie “Galileo Galilei”, 2008
Rätselhafte kosmische Phänomene
Frank J. Schäpel: Roscoe H. Hillenkoetter, 1st Director of the CIA (1947-50), 2015
Ein ganzer Ausstellungsraum widmet sich der Frage nach rätselhaften kosmischen Phänomenen; vor allem der Blütezeit des amerikanischen UFO-Hypes in den 1970-er Jahren. Am verrücktesten kommt uns dabei ein Zitat des früheren CIA-Direktors Roscoe H. Hillenkoetter vor, der sich dafür ausspricht, das Phänomen der UFOs ernster zu nehmen. Kommt einem heute seltsam nostalgisch vor.
Magischer Mond
Deutlich aktueller ist das letzte, fast raumfüllende Exponat der Ausstellung: keine Mond-Kunst, sondern ein riesiger Mond-Globus. 2016 auf der Schwäbischen Alb – in der Nähe der Villa Rot – gefertigt, ist dieser Globus das aktuell exakteste Relief der Mondoberfläche. Mal von hier, mal von dort angestrahlt, tiefe Schatten werfend, ist dieser realistische Mond mindestens so magisch wie die lunaren Kunstwerke.
Reliefmodell des Mondes von 2016
Der Reliefmond beeindruckt meine Tochter ebenso wie mich. Außerdem findet sie die Installation “Vollmond” von Zilla Leutenegger aus dem Jahr 2008 (Bild ganz oben) toll, in der ein elektronischer Mond in regelmäßiger Rotation seine Schatten zu werfen scheint. Wenngleich Schatten und Mond sich gegen alle physikalische Logik nebeneinander befinden, verströmt die bühnenartige Installation echten Mond-Zauber. Es sind vor allem solche einzelnen Stücke, die uns in dieser Ausstellung beeindrucken – ebenso wie die großen Mondansichten, die uns immer wieder neu in ihren Bann ziehen. Die Verknüpfung zwischen Mond-Kunst aus dem 19. Jahrhundert und lunarer Gegenwartskunst überzeugt mich in diesem Fall weniger; meine Tochter lässt sich nicht in die Karten schauen. “Ganz okay”, sagt sie später, als ihr Vater sie fragt, wie die Ausstellung war. Was will man mehr?
INFO:
Die Ausstellung “Nun scheint in vollem Glanze” läuft noch bis zum 26. Februar 2017 im Museum Villa Rot im oberschwäbischen Burgrieden-Rot – etwa 25 Kilometer südlich von Ulm und 25 Kilometer nordöstlich von Biberach gelegen.
2 Comments
Sabine
Vielen Dank für den tollen Beitrag, auf den ich durch Zufall gestoßen bin. Wir wohnen nur “ums Eck” und unsere Kinder waren früher öfters bei den Kinderführungen mit dem roten Gespenst. Einfach toll. Heute also nun die Mondausstellung mit anschließendem Vortrag der Sternwarte Laupheim. Ein rundum gelungener Ausflug in die Villa Rot.
Danke für die Inspiration
Sabine
Maria-Bettina Eich
Liebe Sabine,
das ist toll zu hören! Für mich – wir wohnen nicht “ums Eck”, aber auch nicht besonders weit entfernt – ist die Villa Rot das perfekte Museum für einen Besuch mit Kindern, von dem man als Erwachsener selbst auch jede Menge hat. Jetzt ist ja eine neue Direktorin da, aber es spricht deshalb nichts dagegen, dass es mit der gleichen Qualität weitergeht!
Herzlich,
Maria