Zuletzt aktualisiert am 3. Januar 2024 um 14:12

Reiserichtung: Norden. Reiseteilnehmerinnen: Mutter, Vater, die 16-jährige Tochter und deren Freundin. Besondere Wünsche: Das Ziel muss der Hammer sein, denn wegen Corona sind wir in der letzten Zeit sehr wenig gereist. Erschwerender Umstand: ein noch nicht ganz verheilter Beinbruch der Tochter. Wir brauchen einen Ort, der cool genug ist für Teenager und nicht zu hip für kulturbegeisterte Middleager. An dem man gleichzeitig relaxen kann und inspiriert wird. Möglichst auch beim Essen. Und an dem man zu Fuß klarkommt, ohne viele Kilometer über holprige Wege zu gehen. Copenhagen it is. Was unsere 26 besten Kopenhagen-Reisetipps unter Beweis stellen wollen.

Aamanns: das Smørrebrød als Kunstform

Aamanns Kopenhagen
Ganz großer kulinarischer Kopenhagen-Tipp: das Smørrebrød von Aamanns

Ein doppeltes Anfangs-A für einen passenden Einstieg in das Alphabet einer Stadt, in der manches besser ist als anderswo. Nicht zuletzt das Essen. Adam Aamann übersetzt die kulinarischen Tugenden der New Nordic Cuisine in die Form des klassischen dänischen Butterbrots. Und während das herkömmliche Smørrebrød durchaus ein üppiges Ereignis ist, das sich über der flachen Brotscheibe großzügig in die dritte Dimension erhebt, geht Aamanns quasi noch in die vierte: in die Dimension der komplexen, bewusstseinserweiternden, dabei unkompliziert beglückenden Aromen. Saisonal, regional und handgemacht ist das, was auf die vom Haus selbst gebackenen Scheiben kommt: ganz so, wie es die New Nordic Cuisine vorsieht. Aamanns’ Brote sind genialisch kombiniert: mit Basics wie Lachs oder Kartoffeln als Grundlage und einem ganzen Aromenstapel obendrauf. Hier ein Kraut, da ein Zwiebelchen, dazu etwas Crunchiges. Hier eine süße Note, dort eine säuerliche, zwischendurch kleine Überraschungen für die Geschmacksnerven. Es gibt in Kopenhagen diverse Locations, an denen man Aamanns Smørrebrød bekommt, aber Aamanns 1921 mitten in der Innestadt ist so eine Art Haupthaus mit schönen Plätzen entweder drinnen oder unter dem blauen Kopenhagener Himmel. Für die Jahreszeit, in der es draußen zu kalt ist, kann ich aus Erfahrung auch Aamanns weihnachtliche Smørrebrød-Varianten empfehlen, die man lieber in einem hyggeligen Innenraum zu sich nimmt.

Bjarke Ingels: die Müllverbrennungsanlage als Naherholungsgebiet

Bjarke Ingels Copenhagen
Architekturwunder südlich der Kopenhagener Innenstadt: CopenHill von Bjarke Ingels

Bjarke Ingels ist so etwas wie der Über-Star in dem an Architekturstars nicht armen Kopenhagen. Weltweit ist die dänische Hauptstadt Vorbild für zeitgemäßes und lebenswertes Urban Design: zugeschnitten auf die Bedürfnisse der Bewohner und nachhaltig konzipiert. Der 1974 geborene Bjarke Ingels ist in diesem Zusammenhang wohl der Architekt, der die spektakulärsten Zeichen setzt – und einer, der, wenngleich international höchst gefragt, in seiner Heimatstadt nach wie vor einige seiner aufsehenerregendsten Ideen verwirklicht. Wie die Amager Bakke: eine Müllverbrennungsanlage in Keilform, auf die man hinaufklettern kann und deren mit Kunstrasen begrünte Schräge sich nicht nur im Winter als Skiabfahrt nutzen lässt. Was hier verbrannt wird, wird in Fernwärme und Energie umgewandelt. Ein Bau, der Abfallvernichtung, Recycling und Freizeitglück kombiniert, kann eigentlich nur in Kopenhagen stehen. Die Amager Bakke, die auch unter dem Namen CopenHill firmiert, ist so atemberaubend, dass sie später noch einen eigenen Blogartikel bekommen wird.

Christiania: die Alternativ-Enklave

Kopenhagen-Reisetipps: Christiania
Einer der berühmtesten Kopenhagen-Reisetipps: die Freistadt Christiania

In Christiania, der zunächst selbsterklärten, später offiziell anerkannten Freistadt mitten in Kopenhagen, waren wir bereits, als unsere Töchter zehn und 14 Jahre alt waren. Zusammen mit ihnen sind wir durch Marihuanaschwaden spaziert – in der relativ unbedarften Überzeugung, das bunte und alternative Christiania sei ein interessantes Ziel für einen Familienbesuch. Was es im Endeffekt irgendwie auch war – ich habe hier darüber geschrieben. Die Mädchen, mit denen wir jetzt in Kopenhagen unterwegs sind, befinden sich, was die Abgebrühtheit angeht, in einer deutlich fortgeschrittenen Lebensphase. Mit einer gewissen Blasiertheit sehen sie sich das betont subkulturelle, kreative, nonkonformistische Treiben in Christiania an. Die Pusher Street, in der Cannabis gehandelt wird und Fotos streng verboten sind, finden sie ein wenig befremdlich. Kein Wunder. Nach allem, was ich in den letzten Jahren gelernt habe, spielt sich der Grashandel in beschaulichen süddeutschen Städten wesentlich lapidarer ab. Durch Christiania zu laufen, finden die Mädchen trotzdem nicht schlecht.

Design: vom ersten Morgenkaffee an

Dänisches Design - Coffee in Copenhagen
Die Dänen können Design: feinsinnig und ohne große Gesten

Um es an dieser Stelle ganz deutlich zu sagen: Kopenhagen ist eine der großen Design-Kapitalen dieser Welt. Das typisch skandinavische Stilempfinden, das sich an der Natur geschult hat, funktionale und freundliche Formen liebt, gute Materialien bevorzugt und lieber eine angenehmen Alltagsumgebung schafft als extravagante Statements setzt, zeigt sich in Kopenhagen auf Schritt und Tritt. Beim Morgenkaffee im erstbesten zufällig gefundenen Café. Beim Betrachten der Kleidung, in der ganz normale Menschen ganz normale Straßen überqueren. Und immer wieder beim Betreten von Geschäften.

Eric Vökel Suites: eine Woche wohnen im Copenhagen Style

Reisetipp Kopenhagen: Eric Vökel Suites Copenhagen
Sommerliche Hygge in den Eric Vökel Copenhagen Suites

Ein berühmter Satz einer berühmten dänischen Schriftstellerin lautet: “I had a farm in Africa.” So weit haben wir es nicht gebracht, aber immerhin: We had an apartment in Copenhagen. Wenigstens für eine Woche. Zu der etwas luxuriösen Entscheidung, eine der Eric Vökel Suites im Stadtteil Vesterbro zu mieten, verhalf uns ein scheinheiliges Alibi: Unsere Tochter mit ihrem noch nicht ganz verheilten Beinbruch sollte zentral wohnen in Kopenhagen – auch, wenn wir dafür ein paar Kronen mehr locker machen mussten. Im Grunde allerdings fand ich das gut gelegene weiße Stadthaus mit idyllischem Hinterhof ganz wunderbar, seit ich es zum ersten Mal im Internet gesehen hatte – Alibi hin, Alibi her. In der Realität entpuppte es sich als die perfekte Homebase zum inspirierenden Relaxen, das wir in Kopenhagen betreiben wollten. Ein stylisch eingerichtetes Appartement in einem Haus mit intimem Wohngefühl, Blicke aus dem Fenster auf schönste Kopenhagener Wohnarchitektur, um die Ecke das quirlige Vesterbro: Besser geht’s nicht.

Frederiksberg: Kreativquartier mit Lieblingsentdeckung Sonobe Light

Sonobe Light Frederiksberg
Frederiksberg steht für lässig-urbane Vibes – und für kreative Läden wie Sonobe Light

Läuft man durch das heute sehr hippe, früher eher prekäre Arbeiterviertel Vesterbro immer weiter nach Westen, gelangt man irgendwann nach Frederiksberg. Frederiksberg ist offiziell eine eigenständige Kommune, in deren Atmosphäre wir uns bereits verliebt haben, als unsere Kinder noch klein waren – und das, ohne je auch nur eine der dortigen Sehenswürdigkeiten besucht zu haben. Wir erliegen ganz einfach den Frederiksberg-Vibes. Es scheint sich lässig und behaglich zu leben in der Stadtlandschaft aus großen, homogenen Wohnhäusern. Kreative Geschäfte und Cafés reihen sich aneinander, aber Hipster-Allüren sucht man hier vergeblich. Stattdessen findet man mit etwas Glück Menschen, die spannende Dinge machen und auch noch etwas zu erzählen haben. So wie die Designerin Charlotte Brandt, mit der ich in ihrem Geschäft Sonobe Light über die Papierlampen plaudere, die sie dort mit ihrem Team fertigt. Raffiniert gefaltet, stabil verarbeitet, facettenreiches und warmes Licht verströmend.

Grundtvigskirche: nordischer Expressionismus

Grundtvigskirche Kopenhagen
Große Kopenhagener Architektur-Ikone: die Grundtvigskirche von Peder Vilhelm Jensen-Kling

Was für ein Bau. 15 Autominuten nördlich vom Zentrum, im Stadtteil Bispebjerg, steht die Grundtvigskirche: ein expressionistischer Monolith, den der Architekt Peder Vilhelm Jensen-Klint 1913 ersann. 1927 wurde er eingeweiht, 1940 schließlich ganz fertiggestellt. Die Front der Kirche, die ein bisschen aussieht wie Orgelpfeifen und ein bisschen wie eine Kulisse aus Fritz Langs Film “Metropolis”, erhebt sich seltsam andersweltlich über einem gleichzeitig gebauten Ensemble aus Wohnhäusern in ähnlichem Stil und gleicher Bausubstanz. Das konsequente Nach-oben-Streben der Linien, das den massigen Außenbau kennzeichnet, wird drinnen zu einer Art Rausch: Klar, streng, kompromisslos ziehen die gemauerten Säulen den Blick in die Höhe; jede Orientierung in eine andere Richtung wird durch die serielle Struktur des Säulenwalds in die Irre geführt. Peder Vilhelm Jensen-Klint schafft eine Art expressionistisch-gotischen Effekts mit deutlichen nordischen Anklängen – beispielsweise bei den an dänische Dorfkirchen erinnernden Treppengiebeln. Für Menschen mit ein wenig Interesse an Architekturgeschichte ist die Grundtvigskirche ist einer der grandiosesten Kopenhagen-Reisetipps überhaupt.

Happiness Museum: Warum sind die Dänen so glücklich?

Kopenhagen mit Teenagern: The Happiness Museum
“The world’s first happiness museum” – und es steht natürlich in Kopenhagen

Wie wir alle seit vielen Jahren wissen, sind die Dänen eine der glücklichsten Nationen der Welt. Zu Hamlets Zeiten mag im Staate Dänemark noch etwas faul gewesen sein; heute jedoch erscheint kein internationales Ranking zum Thema Glück, in dem das Land nicht einen der obersten Plätze belegen würde. Grund genug für die Eröffnung eines Happiness Museum im Jahr 2020. Hinter dem ziemlich ungewöhnlichen Projekt in einem hübschen alten Stadthaus steht das Happiness Research Institute, das passenderweise in Kopenhagen seinen Sitz hat und das sich mit den Bedingungen für Wohlbefinden, Glück und Lebensqualität beschäftigt. Genau das tut auch das Museum – im wesentlichen dank einer Fülle vielseitiger Grafiken und Textplakate zu Themen wie der Bedeutung des Lächelns, der Ideengeschichte des Glücks und den Faktoren, die die Dänen so glücklich machen. Das Happiness Museum – auf dänisch Lykkemuseet – ist kein Ort voller Exponate zum Anfassen. Hier muss man bereit und in dem Alter sein, in dem man sich Dinge durchliest, Tests mitmacht, sich auf Gedankenexperimente einlässt. Obwohl unsere beiden Teenager durchaus in diesem Alter sind und auch mit den englischen Texten gut klarkommen, bin ich beim Betreten des kleinen Museums unsicher, wie sie reagieren mögen. Doch siehe da: Das Thema verfängt. Für Familien mit jüngeren Kindern dürfte das Glücksmuseum keine passende Anlaufstelle sein; wer Kopenhagen mit Teenagern bereist, sollte es nicht auslassen.

Intérieur: die stillen dänischen Zimmer des Vilhelm Hammershøj

Vilhelm Hammershøj København
Vilhelm Hammershøj: Interieur mit Sonnelicht auf dem Boden (Strandgade), 1901 – Statens Museum for Kunst

Travel deeper mit Kunst. Konkreter: Tiefer hineinreisen in ein historisches Kopenhagen lässt es sich dank der Bilder des Malers Vilhelm Hammershøj. 1864 wurde er in der dänischen Hauptstadt geboren, 1916 starb er dort, und berühmt sind vor allem seine Ansichten von stillen Kopenhagener Interieurs. Hammershøjs Farbpalette ist zart, diskret, matt und dominiert von einer Fülle an Graunuancen. Obwohl seine Motive mehr als hundert Jahre alt sind, bringen sie eine Ästhetik zum Ausdruck, die sich bis heute in Kopenhagen findet: in der nordischen Klarheit des Stadtbilds ebenso wie in den vielen Design-Details, die einen Sinn für reduzierte Farben und so schlichte wie geschmackvolle Formen zeigen. Zumindest ich finde viel von Nordic Style und Kopenhagen-Atmosphäre bei Hammershøj, und ich kann nur empfehlen, sich vor, während oder nach einer Reise in die Stadt in die Interieurs des dänischen Künstlers zu versenken. Das Reiseerlebnis erhält eine besondere Tiefendimension.

Jacobsen, Arne: Tankstelle und Leuchtturm vom Meister der Moderne

Arne Jacobsen Copenhagen
Tankstelle und Rettungsschwimmer-Turm von Arne Jacobsen

Geschmackvollen Nordic Style erlebt man in Kopenhagen sogar bei so profanen Tätigkeiten wie dem Tanken oder dem Umkleiden am Strand. Arne Jacobsen, der wohl bedeutendste dänische Architekt und Designer des 20. Jahrhunderts, entwarf 1938 eine Tankstelle in Skovshoved, einem nördlichen Vorort Kopenhagens. An der weiß gekachelte Schönheit mit einem Dach, dessen Form an Jacobsens berühmte Stuhl-Entwürfe denken lässt, kann man bis heute den Tank auffüllen. Keine zwei Kilometer nördlich von Skovshoved liegt Klampenborg – mit dem Sandstrand Bellevue Beach, den die Kopenhagener seit jeher lieben. In den 1930-ern wollte man das vielbesuchten Ausflugsziel mit einer badefreundlichen Infrastruktur ausstatten, und auch hier wurde Arne Jacobsen tätig: Er entwarf Kioske, Badekabinen und vor allem die ikonischen blau-weiß geringelten Rettungsschwimmer-Türme. Deren etwas spielzeughafte maritime Freundlichkeit entzückt bis heute.

Kødbyen: früher Fleischmarkt, heute hip

Reisetipps Kopenhagen mit Teenagern
Kødbyen: Kopenhagens ureigener Meatpacking District

Kødbyen bedeutet eigentlich “Fleischstadt”, und wir sind ganz froh, dass das große Gelände nahe unserer Unterkunft (siehe oben) in Vesterbro heute nicht mehr als Vieh- oder Fleischmarkt genutzt wird, sondern als Freizeit- und Ausgehareal mit vielen Cafés, Bars und Restaurants. An unserem ersten Kopenhagen-Abend werden wir allerdings gerade an diesem Ort doch mit dem Thema Fleisch konfrontiert. Wir sind hungrig und lassen uns im Brauerei-BBQ-Restaurant Warpigs nieder. Dort sind die Besucher tendenziell so alt wie unsere beiden Teenager, die Musik allerdings fast so alt wie wir. Das hauseigene Bier kommt mit viel Aroma daher, das Fleisch wird unzeremoniell und mit sichtbarer Handarbeit im American Style serviert: Hipness auf allen Kanälen.

Louisiana: Kunst am Meer

Kopenhagen-Reisetipps: Louisiana Museum of Modern Art
Museum mit Meerblick und dem berühmten Sprungbrett des Künstlerduos Elmgreen und Dragset: Louisiana

Die internationale Museumslandschaft ist kein Wettbewerbsterrain, aber dennoch: Schönere Kunstmuseen als Louisiana dürften rar sein. Das Louisiana Museum of Modern Art liegt 35 Kilometer nördlich von Kopenhagen, im Örtchen Humlebæk, direkt am Meer. Und es ist nicht einfach ein Museum mit einem Eingang und einem Ausgang, sondern viel eher ein Landschaftspark, über dessen Wiesen sich verschiedene Ausstellungsgebäude verteilen. Überall auf dem Gelände stehen Skulpturen, anzuschauen beim Flanieren oder durch die großzügigen Fenster der Museumsbauten. Die kurzweilige Struktur macht Louisiana nicht zuletzt zu einem erstklassigen Ziel für Familien mit Kindern, denn der Besuch von klassischen Museumsräumen wechselt sich hier extrem entspannt ab mit Strecken durch den Garten, die zum Herumtoben und Skulpturen-Entdecken geeignet sind. Auch zum Meer hat man vom Louisiana-Gelände aus Zugang. Und natürlich gibt es Cafés. (Wie man mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Louisiana gelangt, habe ich hier erklärt.)

Malerfürst: im Thorvaldsens Museum

Thorvaldsens Museum - Kulturtrip Kopenhagen
Ausflug ins 18. Jahrhundert: Thorvaldsens Museum

Und gleich noch ein Museumstipp: Ins Torvaldsens Museum, dachte ich, brauche ich nicht zu gehen. Der Bildhauer Bertel Thorvaldsen war Dänemarks großer Klassizist, zwar ein unbestrittener Kunststar des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts, aber in Anbetracht des Kopenhagener Kulturangebots nicht unbedingt einer, dessen Museum ich aufsuchen müsste – so meine flott gefasste Meinung. Bis mir eine Dame in einem kleinen Kunsthandwerksgeschäft erzählt, dass ausgerechnet das Thorvaldsens Museum ein Traum sei, ein Gesamtkunstwerk aus zauberhaften Räumen, die das perfekte Setting für Thorvaldsens Skulpturen und Reliefs darstellten. Ich habe eine Schwäche für Gesamtkunstwerke. Gehe ins Throvaldsens Museum. Schlendere durch endlose Folgen farbenfroh und mit klassizistischen Deckenmalerein ausgestalteter Räume, in denen sich Thorvaldsens Werke in ihrer ganzen eleganten und raffinierten Liebe zur Antike offenbaren. Erlebe eine mentale Reise in ein ideales 18. Jahrhundert und werde überflutet von Glückshormonen.

Nordische Gemüse: grüner Rausch im Væekst

Kopenharen kulinarisch: Restaurant Vækst
Grünes auf den Tellern, Grünes um die Gäste herum: im Restuarant Vækst

Seit dem Siegeszug der New Nordic Cuisine ist Kopenhagen ein Foodie-Hotspot, und die Ideen der neuen nordischen Küche – allen voran Regionalität und Saisonalität – machen sich an vielen Orten bemerkbar. An unserem letzten Kopenhagen-Abend essen wir im Vækst, wo das zentrale Thema die nordischen Gemüse sind. Um die herum rankt sich in dem im Gewächshausstil eingerichteten Restaurant eine subtile Kreativität, die den heimischen Gemüsesorten Aufsehen erregende Facetten entlockt. Wir wählen das vegetarische Menü, delektieren uns an drei unterschiedlichen Zubereitungsarten von Blumenkohl und finden schließlich das unglaublichste kulinarischen i-Tüpfelchen auf unseren Deserttellern: Kartoffelstärke, die mit Waldmeisteröl versetzt ist. Ein aromatischer Knaller, puristisch und elegant angerichtet: Die Dänen können Stil nicht nur für die Augen, sondern auch für die Geschmacksnerven.

Olof Viktors: Lieblingscafé auf der anderen Seite des Öresunds

Olof Viktors Glemmingebro
Familiärer Lieblingsort: Olof Viktors Café im südschwedischen Schonen

Zugegeben: Olof Viktors liegt nicht wirklich in Kopenhagen. Es liegt nichtmal in Dänemark. Aber für uns, die wir in Süddeutschland und damit wahrlich nicht in der Nähe wohnen, ist Olof Viktors das unumgängliche Highlight unter den Kopenhagen-Ausflugszielen. Wir fahren über die Öresundbrücke (siehe unten) und dann nochmal schlappe 90 Kilometer bis nach Glemmingebro im südschwedischen Schonen. Das muss einem der Besuch in Olof Viktors Hofcafé schonmal wert sein. Zumindest ist er uns das wert. Olof Viktors ist unser absolutes familiäres Mekka unter den Cafés dieser Welt. Unsere inzwischen 16-jährige Tochter labte sich schon mit eineinhalb Jahren am Blaubeereis dieser Kombination aus Café, Bäckerei, Konditorei, Hofladen, in der alles vom hauseigenen Knäckebrot bis zum Karamelltörtchen ganz wunderbar schmeckt. Und man sitzt so herrlich in den behaglich eingerichteten Räumen des Cafés. Oder auch in seinem Garten. Olof Viktors ist die Erfüllung aller Schwedenträume.

Paludan Bog & Cafe: das Beste aus zwei Welten

Paludan Bog & Café
Lecker und erschwinglich essen zwischen Büchern: im Paludan Bogcafe

Bücher sind toll, Cafés sind toll, und Büchercafés verbinden quasi das Beste aus zwei Welten. Im Paludan Bogcafe in Kopenhagens Innenstadt sitzen die Gäste in verwinkelten Räumen, auf Galerien, in lauschigen Ecken zwischen Büchern, Büchern und Büchern: um stundenlang zu plaudern, am Computer zu arbeiten oder auch, um ein gutes und leckeres Essen zu sehr erschwinglichen Preisen zu sich zu nehmen – keine Selbstverständlichkeit in Kopenhagen. Die Bücher dienen an diesem Ort weitgehend dem Zweck der Dekoration, doch im Antiquariat im Keller gibt es auch welche zu kaufen.

Q? Nein: Øresundsbron

øresundsbron
Zwischen Dänemark und Malmö führt eine Brücke über den Öresund

Wer sich in Kopenhagen langweilt, ist selbst schuld, und wir haben sowieso nur eine Woche in der dänischen Hauptstadt. Aber trotz der knapp bemessenen Zeit müssen wir einmal über die Öresundbrücke fahren. Die spektakuläre Konstruktion verbindet Dänemark mit Schweden. Als unsere Kinder klein waren und die im Jahr 2000 eröffnete Brücke noch neu, haben wir sie während mehrerer Sommer auf dem Weg ins südschwedische Schonen passiert, und es ist wieder mal an der Zeit. Aber auch, wenn die Öresundbrücke für uns keine familiäre Memory Lane wäre, würden wir sie für einen kurzen Tagesausflug nach Malmö, nach Ystad, nach Lund oder ganz einfach in die wunderbare südschwedische Landschaft empfehlen. Abgesehen davon ist sie ein grandioses Meisterwerk der Ingenieurskunst, eine der längsten Brücken Europas, die durch einen Tunnel unter dem Meer angefahren wird. Leider steigt der Preis für die Überfahrt mit dem Auto kontinuierlich!

Royal Library: schwarzer Architektur-Diamant

Copenhagen: Royal Libary
“Den sorte Diamant”: die Royal Library von Kopenhagen

Seit 1999 steht der “schwarze Diamant” direkt am Wasser in Kopenhagens Innenstadt: eine Erweiterung der Königlichen Bibliothek, entworfen vom Architekturbüro Schmidt Hammer Lassen, und eines der markantesten Gebäude des neuen Kopenhagen. Der glänzend schwarze, etwas facettiert anmutende Baukörper aus Granit ist verantwortlich für den Spitznamen “den sorte Diamant”, aber ich persönlich finde, die Royal Library lohnt sich vor allem von innen. Eine große, nach oben offene Lobby mit verglaster Front eröffnet ungeheuer attraktive Perspektiven auf das gegenüberliegende Christianshavn – grandios gerahmt durch die wellenförmig geschwungenen Plateaus der einzelnen Stockwerke, hinter deren transparenten Wänden sich die Bibliothekssäle befinden (siehe auch Foto ganz oben in diesem Artikel). Das Gebäude ist riesig, frei zugänglich, ein Terrain für Indoor-Spaziergänge, bei denen sich vieles entdecken lässt. Zum Beispiel Teile der herrlichen alten Bibliothek, die sehr geschickt mit dem Neubau verbunden ist. Ein entspanntes Café. Gelegentliche Ausstellungen. Und ein Shop mit vielen schönen Fundstücken zur dänischen Literatur.

Superkilen: Stadtplanung und Spaß

Superkilen Nørrebro
Typisch Kopenhagen: Superkilen in Nørrebro

Kopenhagen wird von internationalen Stadtplanern als eine Art Zukunftsmodell angesehen: als Vision einer City, die durch und durch lebenswert ist. Die sich nach ihren Bewohnern richtet, Plätze schafft, an denen sie sich wohlfühlen, und Fahrräder sowie Fußgänger gegenüber dem Autoverkehr bevorzugt. Ein optisch ziemlich wirkungsvoller Ausdruck dieser Ideen ist Superkilen im Stadtteil Nørrebro: eine vom Kopenhagener Architekturgenie Bjarke Ingels und seinem Büro BIG (siehe auch oben) angelegte Stadtlandschaft aus mehreren Plätzen, mit vielen Optionen zum Sitzen, mit Sportgelegenheiten und mit Elementen, die auf die Herkunft der Bewohner des Multikulti-Viertels verweisen. Superkilen strahlt eine klare und sehr kopenhagische Message aus: Spaß ist ein vollwertiger Faktor bei der Stadtplanung.

Tee trinken in Kopenhagen: einkehren bei A.C. Perchs

Tee in Kopenhagen: A.C. Perchs
Teehaus mit Tradition: A.C. Perchs

Skandinavier lieben Kaffee, aber in der Handelsstadt Kopenhagen hat auch der Tee seine Geschichte. Der bekannteste dänische Name, der mit diesem einst so kostbaren Asien-Import verbunden ist, dürfte A.C. Perchs Thehandel sein. Seine Wurzeln reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück. Heute ist A.C. Perchs eine dänemarkweit bekannte Marke mit einem besuchenswerten Kopenhagener Stammhaus. Seit 1835 existiert Perchs Teehandlung in der Kronprinsensgade. Der Eingang direkt daneben führt in den Tearoom des Hauses, in dem man das bemerkenswerte Teesortiment durchprobieren oder auch einen Afternoon Tea zu sich nehmen kann. Sehr entspannend.

Urbane Farben: Kopenhagen ist bunt

Kopenhagen-Reisetipps
Der beste unter den Kopenhagen-Reisetipps: flanieren und staunen

Kopenhagens Häuser sind bunt. Nicht alle, aber viele. Die Farben der Stadt sind einer von vielen Faktoren, die das Flanieren hier zu einer Wonne machen. Der Nuancenreichtum der Kopenhagener Töne kennt keine Genzen, aber unterm Strich sind es die Gelbtöne, die dominieren. Eine Menge Eye-Candy, den es kostenlos zu entdecken gibt, während man einfach spazierengeht. Letzteres ist ohnehin der wohl beste unter allen Kopenhagen-Reisetipps, die ich nach diversen Trips weitergeben kann.

Vesterbro literarisch: Tove Ditlevsen

Lesetipp Kopenhagen: Tove Ditlevsen
Lesetipp zum Thema Kopenhagen: die autofiktionale Trilogie der großen Tove Ditlevsen

Unser Ferienappartement (siehe oben) liegt im Stadtteil Vesterbro, und als ich mich am ersten Morgen zu einem Spaziergang durchs Viertel aufmache, stehe ich nach wenigen Schritten vor einem Straßenschild mit der Aufschrift “Istedgade”. Die Istedgade kenne ich. Kurz vor unserer Reise habe ich den ersten Teil der autofiktionalen Trilogie der Schriftstellerin Tove Ditlevsen gelesen: einen schmalen Band mit dem Titel “Kindheit” (zu bestellen über diesen Link), der in schlichter Sprache von einzigartiger poetischer Bitterkeit die erste Lebensphase der 1917 geborenen Schriftstellerin schildert. Ditlevsen ist in Vesterbro aufgewachsen; ihre Kindheit spielte sich entlang der Istedgade ab. Die war zu ihren Zeiten weit entfernt von dem coolen Boulevard mit hippen Cafés und Geschäften, der sie heute ist. In der historischen Istedgade trafen Rotlicht- und Arbeitermilieu aufeinander – und mit letzterem auch die sozialistische Bewegung, der Ditlevsens Vater angehörte. Tove Ditlevsen starb schon 1976 durch Suizid, doch ihr in Dänemark berühmtes Werk wurde erst im letzten Jahr ins Deutsche übersetzt – und ist eine der großen literarischen Entdeckungen unserer Tage. Ihre Kopenhagen-Trilogie ist mein Lesetipp nicht nur für alle, die in Ditlevsens Stadt reisen.

Wohn-Paradies: Illums Bolighus

Dänisches Design in Illums Bolighus
Illums Bolighus: im Tempel des guten nordischen Geschmacks

Die Geschmackssicherheit der Dänen ist fast schon schockierend. Der große Kulminationsort des dänischen Stils ist Illums Bolighus: ein großes Traditionskaufhaus für Interior-Gegenstände vom Kinderspielzeug bis zum Möbelstück. Unbestrittener Schwerpunkt sind die klassischen Wohnaccessoires, die das Zuhause hyggeliger und schöner machen. Stockwerk für Stockwerk wird hier dänisches Design präsentiert – niemals vulgär oder rummelig, stattdessen bis in den letzten Winkel auf nordische Weise zurückhaltend und stilsicher arrangiert. Es gibt ganz unterschiedliche Tätigkeiten, für die sich Illums Bolighus anbietet. Zum einen natürlich fürs Einkaufen. Dass das kein günstiges Vergnügen ist, versteht sich. Aber auch für Besuche ohne Design-Budget lohnt sich Illums. Zum Beispiel, um den Sinnen ein wohltuendes Bad in der entspannten skandinavischen Ästhetik zu gönnen. Oder, um den eigenen Geschmack mal wieder ein bisschen zu coachen. Und, last not least, um zu sehen, was die wichtigen aktuellen Designthemen sind. Denn die kommen nicht selten aus dem Norden.

Xmas: die volle Dosis Hygge

Kopenhagen im Winter
Überall leuchtende rote Herzen: Kopenhagen in der Vorweihnachtszeit

Viele lieben die Vorweihnachtszeit. Kaum jemand zelebriert sie so wie die Dänen. Ab November gibt es in Kopenhagen Weihnachtsbier; Cafés und Restaurants servieren traditionelle Weihnachtsgerichte. Über den Straßen leuchten dicke rote Herzen, ganz generell erreicht die Hygge ihren saisonalen Höhepunkt. Einmal habe ich diese Zeit vor Ort erlebt, und ich würde jederzeit wieder ins winterliche Kopenhagen reisen. Hier gibt es mehr über Kopenhagen zur Weihnachtszeit zu lesen.

Yayoi Kusama: der Infinity Room von Louisiana

Yayoi Kusama: "Gleaming Lights of the Souls", Louisiana Museum of Modern Art
Yayoi Kusama: “Gleaming Lights of the Souls” von 2008 im Louisiana Museum

Wenn irgendein Museum oder eine Galerie auf diesem Globus eine temporäre Ausstellung mit den leuchtenden Infinity Rooms der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama zeigt, stehen die Menschen Schlange. Im Louisiana Museum of Modern Art (siehe oben) ist das nicht nötig. Dort hat die Rauminstallation “Gleaming Lights of the Souls” ihr festes Zuhause. Die funkelnde, ständig ihre Farben wechselde Wunderkammer kann rund ums Jahr besucht werden – und ist hervorragend familiengeeignet. (Abgesehen davon: 2015 gab es in Louisiana eine große Yayoi-Kusama-Retrospektive. Wir waren da. Mehr dazu gibt es hier zu lesen.)

Zaha Hadid: Futurismus im lauschigen Charlottenborg

Zaha Hadid Ordrupgaard
Die große Architektin Zaha Hadid hat für das kleine Museum Ordrupgaard gebaut

Die vielen einheimischen Kreativen würden ausreichen, um Kopenhagen in Sachen Stadtplanung und Architektur zu einer über alle Maßen innovativen, dynamischen, zukunftsweisenden Metropole zu machen. Doch auch internationale Stars haben spektakuläre Spuren in Dänemarks Hauptstadt hinterlassen. Eine der etwas weniger bekannten ist der in die Natur eingebettete Bau von Zaha Hadid: eine Erweiterung des ruhigen, in einem Park des Vororts Charlottenborg gelegenen Museums Ordrupgaard, dessen Kunstsammlung mit Schwerpunkt im 19. Jahrhundert sich in der intimen Atmosphäre der Anlage wunderbar anschauen lässt. Kerngebäude des Museums ist ein altes Herrenhaus. Das beschauliche traditionelle Dänemark und futuristische Bauformen sind für Kopenhagen niemals ein Widerspruch.