Zuletzt aktualisiert am 15. Oktober 2017 um 17:45
Mit 86 Jahren hat Eric Carle ein neues Bilderbuch herausgebracht: ERIC CARLES QUATSCH- PARADE, erschienen bei Gerstenberg, ist eine kreative und witzige Hommage an den Surrealismus.
Mit Wonne erfindet Eric Carle in seinem neuen Buch eine Welt, die so absurd ist wie diejenige, die vor knapp hundert Jahren von den Künstlern des Surrealismus gemalt, gezeichnet und gebaut wurde. Dafür hat Carle das denkbar beste Publikum: Schließlich sind Kinder schon im Kindergartenalter begeistert von verkehrten Welten, in denen die Dinge so sind, wie sie eigentlich gar nicht sein können.
Wenn etwa das Herrchen ratlos in der Hundehütte sitzt und vom Haustier auf den Mond geschickt wird, dann sind kindliche Lacher garantiert. Indem Carle dieses Prinzip der visuellen Widersinnigkeiten allerdings Seite um Seite durchhält, lenkt er die Wahrnehmung vom unmittelbaren Witz auf das, was hinter all diesen Bildern steckt: auf die Idee, dass ein wenig Phantasie ausreicht, um unsere Ideen von sinnvoll und sinnlos auf den Kopf zu stellen.
THE NONSENSE SHOW heißt Carles Bilderbuch in seinem englischen Original, und wie eine Zirkusvorstellung präsentiert es ein Feuerwerk absurder optischer Ideen. Bei den Widmungen am Anfang des Buchs findet sich eine kleine Reproduktion von René Magrittes berühmtem Bild einer Pfeife, unter der in säuberlich geschwungenen Schreibschriftbuchstaben steht: “Ceci n’est pas une pipe” – “Dies ist keine Pfeife”, so wie die irritierende Welt von Magritte überhaupt Carles Inspirationsquelle für die QUATSCHPARADE ist. “Ich möchte ein wenig von dieser Kunst, die mich und meine Arbeit inspiriert hat, mit Lesern jeden Alters teilen”, sagt Eric Carle auf seiner Website.
Natürlich weiß Carle, der sein Leben lang Bücher für Kinder gemacht hat, genau, wie gut ein Surrealismus à la Magritte mit der kindlichen Imagination korrespondiert. Und er weiß, dass die kindliche Phantasie und Kreativität auch für andere künstlerische Einfälle offen sind – immerhin hat er 2011 bereits das Buch DER KÜNSTLER UND DAS BLAUE PFERD mit Bezügen zur Kunst Franz Marcs veröffentlicht. Solche Bücher bauen Brücken zwischen Kinderwelt und “hoher Kunst”, und sie nehmen Berührungsängste. Surrealistische Werke und blaue Pferde kann man Kindern nämlich problemlos auch im Museum zumuten. Sie werden sie verstehen.
Übrigens: Wer nach Amherst in Massachusetts kommt, der muss unbedingt das Eric Carle Museum of Picture Book Art besuchen – hier geht’s zu unserer Erfahrung mit diesem grandiosen Museum
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