Zuletzt aktualisiert am 2. Dezember 2017 um 14:53
Ein Zufallsfund beim Amerikaurlaub mit den Töchtern von damals neun und fünf Jahren: das MASS MoCA, Massachusetts Museum of Contemporary Art. Ein stillgelegter Industriekomplex in der kleinen Stadt North Adams mit sehr viel Platz für Kunst. So viel, dass man auf drei Stockwerken sämtliche Wandzeichnungen von Sol LeWitt zeigt: in einer Retrospektive, die auf 25 Jahre angelegt ist.
Drei Stockwerke als Labyrinth voller grafischer Strukturen, ausgetüftelter Systeme von Farbfeldern, plakativer Schwarz-Weiß-Raster. Konzeptkunst in ihrer systematischsten Variante, und gleichzeitig: das ultimative Kunstparadies für die noch nicht sehr großen Kinder. Die von einem Gang in den nächsten laufen, sich fortwährend in neuen Welten aus Farben und Formen wiederfinden, in ihren ebenfalls bunt gemusterten Kleidern mit der Optik der Wandgemälde spielen.
Natürlich: Eltern, die gerne wandern, glauben, Wandern ist auch für ihre Kinder gut. Und Eltern, die Kunst mögen, glauben, Kunst ist gut für ihre Kinder. Also nehmen sie sie mit in Museen und Ausstellungen – im Vertrauen, dass die visuellen Eindrücke sie bereichern. Aus diesem Vertrauen wird vor dem Zufallsfund in Massachusetts Gewissheit: Ja, Kunst macht Spaß; und nein, nach drei Stockwerken ist man nicht überfüttert wie nach manch klassischer Kinderattraktion. Ja, Kunst ist ein gutes Mittel, um sehen zu lernen; und ja, in unserer von Visual Culture dominierten Welt ist das eine fantastische Sache.
Danke an Tanja Praske, für deren Blogparade zum Thema Mein faszinierendes Kulturerlebnis dieser Beitrag entstanden ist.
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