Zuletzt aktualisiert am 30. Januar 2022 um 11:34
Coronasommer 2020. Wir planen Urlaub mit unserer 15-jährigen Tochter und ihrer Freundin. Denken uns: Holland mit Teenagern sollte machbar sein, auch in dieser Zeit. Buchen eine Reihe stornierbarer Hotels. Spazieren durch Städte, erfreuen uns an coolen Locations, essen tolle Sachen, saugen Kunst- und Design-Inspiration auf und gehen auch mal an den Strand. Wir fahren nach Hause mit der Überzeugung: Holland ist kreativ und wunderbar.
MAASTRICHT: Urbanes Wohnzimmer mit hipper Verköstigung
Endlich wieder woanders
Es ist dunkel, wir fahren in die Innenstadt von Maastricht hinein, hinter uns im Auto murmeln eine 15- und eine 16-Jährige. Ich will nicht lauschen, aber außer den Mädchen redet keiner. Also bekomme ich die ersten Teenager-Impressionen von Holland mit: wie gut sich diese Stadtlandschaft aus eng mit Backstein bebauten Straßen anfühlt, dass man sich hier irgendwie sicher vorkommt, dass es herrlich ist. Fünf Minuten am ersten Zielort unseres Niederlande-Roadtrips reichen für eine eindeutige Feststellung aus: Hier ist es anders als zu Hause. Positiv anders.
Hippes Frühstück in einer ehemaligen Feuerwache
Maastricht bleibt auch im Licht des nächsten Morgens schön. Straßen, Plätze, überall sitzen Menschen, die Stadt hat etwas von einem großen Wohnzimmer. Nach Monaten des coronabedingten Zuhausebleibens scheint der kosmopolitische Motor in den Gehirnen von meiner Tochter und ihrer Freundin wieder anzuspringen: Die Straßen von Maastricht erinnern sie mal an die USA, mal an Skandinavien, mal an Irland. Dann gibt es Frühstück.
Zu diesem Zweck lassen wir uns in einer ehemaligen Feuerwache nieder. Bis in die 1990-er Jahre wurde sie genutzt, heute bietet sie Raum für Büros, Studios und die Brandweerkantine: den ersten Ort auf unserer Reise, an dem wir den kreativen und hippen Vibes begegnen, für die wir die Niederlande binnen der nächsten Tage lieben lernen werden.
Alles ist relaxt in der Brandweerkantine. Das Frühstücksangebot bleibt uns bis heute unvergessen, außerdem lesen wir mit Wonne in der attraktiven Speisekarten für die Mittags- und Abendmahlzeiten. Eine lange Seitentheke mit Barhockern dient zugleich als kollektiver Arbeitsplatz und als Tausch-Bücherei.
Ein Raum im Industrial Style mit einem originellen Sammelsurium von Einrichtungsgegenständen und Pflanzen, einer Fünfziger-Jahre-Retro-Ecke, mit Community Spaces, Bananenbrot und Next-Level-Filterkaffee: Die Brandweerkantine vereint alle Kriterien für einen trendigen urbanen Spot, aber sie tut das unglaublich unangestrengt. Fast sind wir versucht, zu glauben, dass die Trends unserer Tage in den Niederlanden ein natürliches Zuhause haben.
Eine Buchhandlung als Sehenswürdigkeit und großes kulinarisches Glück
Wir lassen eine unverantwortliche Menge an Sehenswürdigkeiten links liegen – immerhin ist Maastricht eine der ältesten Städte der Niederlande, und insbesondere das Bonnefantenmuseum würde ich gern mal besuchen, aber wir haben noch viele Tage vor uns und beschränken uns auf das Highlight für Buchliebhaber: den Boekhandel Dominicanen, der seit 2006 in einer gotischen Kathedrale untergebracht ist. Natürlich ist die legendäre Buchhandlung toll. Außerdem ist sie ein weiterer Beweis für die Kreativität der Niederländer, die aus Altem so unkonventionell Neues machen können. Und sie ist der Auftakt zu einer Serie von inspirierenden Bibliotheks- und Buchhandlungsbesuchen bei diesem Roadtrip durch unser Nachbarland. Darüber habe ich bereits einen kompletten Blogartikel geschrieben.
Auch das kulinarische Glück erwischt uns in Maastricht. Es trägt den Namen Noon, liegt direkt an der Maas und ist auf behagliche Weise durchgestylt. Das finden wir sehr anziehend, aber am allerwunderbarsten ist das Essen. Im Noon setzt man auf “Shared Bites”: Gerichte in Tapas-Größe. Ein raffiniertes Fest von Aromen. Die Küche nickt gelegentlich in Richtung Asien, pflegt aber grundsätzlich ein undogmatisches Crossover. Das Essen sieht im übrigen großartig aus, und das Brot serviert man uns in braunen Papiertüten, auf die das Logo des Restaurants gedruckt ist. Der Urlaub im Designparadies hat begonnen.
DEN HAAG: Royale Eleganz, Kunst und Strand
Gold – und ein Museum über das goldene Zeitalter der niederländischen Malerei
Unser zweiter Anlaufpunkt ist Den Haag: Regierungssitz und Wohnort der königlichen Familie. In Den Haag gibt es mehr Gold, mehr Schnörkel und mehr architektonische Pracht als in den anderen Städten der Niederlande. Gleichzeitig ist das Stadtzentrum überschaubar und behaglich. Wir shoppen. Setzen uns ins gemütliche Bookstor Café. Genießen.
Schon beim Parken wird uns nonverbal mitgeteilt, dass wir uns hier in einer Stadt befinden, die Glanz und Gloria des Landes repräsentiert: Um die Anzeige der Parkhaus-Etagen kümmert sich Vermeers Mädchen mit dem Perlenohrring in Piktogramm-Form. Zum Mauritshuis, in dem das Original dieser holländischen Mona Lisa hängt, sind es nur ein paar Schritte. Das Museum steht auf unserem Kulturprogramm, und es lohnt sich. Immer wieder einmal musste ich im Lauf der Jahre mit meinen Töchtern darüber diskutieren, warum man auf Reisen in Museen geht und sich nicht einfach nur den Vibes des Ortes hingibt. Die Frage ist berechtigt; es gibt viele Antworten, keine ist zwingend. Im Mauritshuis allerdings erübrigt sie sich. Das vergleichsweise kleine Kunstmuseum ist eine Schatzkammer voller alter Meister, und selbst, wenn man zu denen keine besondere Beziehung pflegt, erschließen sie sich bei einem Holland-Urlaub zumindest teilweise ganz von selbst. Mit ihren Landschaften und Stadtansichten vertiefen die alten Niederländer viel von dem, was uns bislang in diesem Land aufgefallen ist. Unseren Reiseeindrücken verleihen sie eine historische Grundierung. Und geben uns eine Riesendosis ortsansässiger Kunstgeschichte mit auf den Weg.
Ein Muss mit Familie (und ohne): das Escher-Museum
Ein zweites Kunstmuseum steht auf meinem Den-Haag-Plan: Escher in Het Palais. Wieder so ein historischer Stadtpalast, der zum Museum umfunktioniert wurde. Dieses hier widmet sich Maurits Cornelis Escher – allgemein bekannt als M.C. Escher -, der bis zu seinem Tod im Jahr 1972 einen ganz eigenen künstlerischen Weg verfolgte. Escher schuf auf seinen mathematisch ausgeklügelten Grafiken unmögliche Geometrien und illusionistische Architekturen, denen wir gelegentlich zwar schon begegnet sind – Escher ist ein populärer Künstler -, die uns hier in ihrer geballten, konzentrierten Form jedoch den Atem nehmen. Wenn es in Holland ein Kunstmuseum gibt, in das man mit Kindern ab dem Schulalter gehen muss, dann ist es dieses. Wir sind erfüllt. Und reif für profanere Genüsse.
Holland mit Teenagern: Ein bisschen Strand muss sein
Um deretwillen fahren wir nach Scheveningen: zugleich das meistbesuchte Strandbad der Niederlande und Stadtteil von Den Haag. Ich bin ein extremer Strandmuffel, aber selbst mir war klar: Holland mit Teenagern geht nicht ohne ein bisschen Strand. Zum Glück gibt es meine Bloggerkollegin Eva Maria Grossert vom Hidden Gem Travel Blog, die seit einigen Jahren in Den Haag lebt und die ein grandioses Gespür für stylische Orte hat. Von der Existenz der Scheveninger Beachclubs weiß ich überhaupt nur dank Eva Marias Posts. Vor unserer Reise schreibt sie mir ihre Lieblingsadressen – und siehe da: Sogar ich genieße den Strandnachmittag.
Der erste Programmpunkt verbindet klassisches Strandleben inklusive Badefreuden für die Mädchen mit kultureller Horizonterweiterung. Denn Beachlife sieht in Scheveningen anders aus als an den (zugegebenermaßen nicht allzu vielen) Orten, die wir zum Vergleich heranziehen können. Entlang einer Holzpromenade reiht sich Club an Club; auf Lounge-Möbeln räkeln sich gut gebräunte, gut eingeölte und gut gebaute Körper jeglichen Geschlechts und bieten den Blicken der Welt ihre sommerliche Physis dar. Die Musik ist laut, der Alkohol fließt, und wir gehen weiter. Denn Eva Marias Tipp, der Strandclub Naturel, liegt ein bisschen entfernt vom Rummel auf einer kleinen Düne: ein cooler, lässig durchdesignter Holzpavillon mit Esstischen, Loungemöbeln, Liegestühlen.
Anders als meine Tochter und ihre Freundin bin ich persönlich nicht ganz at ease in diesem ungewohnten Habitat – wenngleich ich das Styling des Ganzen ziemlich ansprechend finde. Ein Cocktail ist die passende Maßnahme. Dann kommt das Essen. Und das ist der Hammer. Ich habe Kapsalon bestellt. Übersetzt heißt das Frisiersalon, und es ist eigentlich ein Imbiss-Gericht aus Pommes, Käse, Fleisch, ein wenig Salat und Saucen. Im Naturel hat man eine gehobene Kapsalon-Variation kreiert – mit Jakobsmuscheln und anderen maritimen Zutaten. Holland ist toll.
DELFT: Das Prinzip Gracht und ein wenig unvermeidliches Blau-Weiß
Im Tretboot durch altholländische Stadtansichten
Auf unserem Weg von Den Haag nach Amsterdam machen wir Halt in Delft. Delft klingt so wunderbar altholländisch und ist ständig auf den Bildern der niederländischen Maler zu sehen. Wir mieten ein Tretboot und fahren unter gleißender Sonne auf der zentralen Gracht einmal um die Altstadt.
Delfter Street Art in Blau-Weiß
Die Bootsfahrt bleibt uns unvergessen; mehr Immersion in Dutchness geht nicht. In Maastricht und Den Haag waren wir Grachten höchstens am Rande begegnet; hier erleben wir erstmals, wie sie das Bild der niederländischen Städte prägen. Delft ist alt und ungeheuer schön. Wir plätschern an einem Film aus pittoresken Backsteinhäusern vorbei, Postkartenszene folgt auf Postkartenszene.
Irgendwann verlassen wir das Boot und gehen zum extrem prachtvollen Marktplatz. Die Souvenirgeschäfte sparen wir uns, aber ein bisschen Delfter Blau begegnet uns dann doch, denn die möglicherweise berühmteste Porzellanfarbe der Welt findet auch Niederschlag in der Street Art dieser Stadt.
AMSTERDAM: Hier könnte man bleiben
Herumlaufen, herumlaufen, herumlaufen
Ich kann nicht mehr genau rekonstruieren, zu welchem Zeitpunkt unserer Reise meine Tochter und ihre Freundin beschließen, nach der Schule nach Holland zu ziehen. Amsterdam ist auf jeden Fall ein Ort, an dem die Begeisterung kulminiert.
Dabei haben wir nur drei Tage: viel zu wenig für diese Stadt. Unsere Beschäftigung mit klassischen Sehenswürdigkeiten erschöpft sich im Grunde im Spazierengehen und Staunen. Über die umwerfende Schönheit der alten Reihenhäuser an den Grachten mit ihren Backsteinen, ihren Giebeln, ihren Hell-dunkel-Kontrasten, dem anheimelnden Stil dieser ganzen Bebauung. Die Hausboote und die überall geparkten Fahrräder schaffen ein sympathisches Flair: Offenbar ist das hier eine Innenstadt ist, die bewohnt wird und für Menschenmaß geschaffen ist.
Coole Locations: Die Niederländer sind kreativ
Wie so oft in Holland finden wir auch in Amsterdam alte Gebäude, die mit immenser Kreativität umfunktioniert wurden – meistens Industriebauten, die nicht mehr für die Zwecke gebraucht werden, für die man sie einst konstruierte. Der Lage unserers Hotels verdanken wir einige gastronomische Entdeckungen, die das hippe Upcycling von Industrie-Anlagen mit so grandioser wie lässiger Stilsicherheit praktizieren. Unser Hotel, das XO Hotel Park West, liegt nordwestlich vom innenstädtischen Grachtengürtel. Es ist sachlich eingerichtet, sehr komfortabel und angenehm erschwinglich. Wir würden es jederzeit wieder buchen. Vor der Tür fährt die Straßenbahn ins Zentrum, gleichzeitig sehen wir noch ein paar andere Facetten von Amsterdam.
Einmal geraten wir in den Kanarie Club, eine mit viel architektonischem Fingerspitzengefühl durchdesignte Food Hall in einem alten Eisenbahndepot. Am nächsten Tag essen wir in der Westergasfabriek: einer riesigen Anlage aus dem späten 19. Jahrhundert. Sie wurde als Gaswerk konzipiert und war gleichzeitig ein Stück repräsentativer Industriearchitektur im Neorenaissance-Stil. Heute fungiert die Westergasfabriek als Kulturareal mit Fernsehstudio, Veranstaltungsorten und viel Gastronomie. Wir setzen uns in den Biergarten der Brauerei Troost. Troost hat fantastisches Bier und serviert trendiges Bar Food. Ich probiere einen Umami Burger im dunklen Miso-Brötchen und rede relativ wenig, bis er alle ist: Seine asiatisch inspierierten Aromen verlangen die ganze Konzentration. Wow.
Im Moco Museum: Wo zeitgenössische Kunst stylisch und populär ist
Im Einklang mit der allgemeinen Hipness der Stadt und auch mit dem Geschmack der beiden Teenager steht mein Amsterdamer Museumsprojekt: Ich will ins Moco Museum. Das Modern Contemporary Museum Amsterdam gehört zu den neueren Kunstmuseen der Stadt, reiht sich aber in die zentrale Ansammlung prominener Ausstellungshäuser an der Museumsplein ein. Vor dem Eingang steht eine Schlange junger Menschen, die nicht aussehen wie das typische Museumspublikum. Sie anzulocken, ist auf jeden Fall schon einmal ein Erfolg. Wodurch schafft ein Museum das?
Im Erdgeschoss sehen wir erstmal Banksy. Sehr viel Banksy: bekannte Street-Art-Motive und auch Kunstwerke, die für Galerien geschaffen wurden. Außerdem ein paar andere Street Artists. Die erläuternden Texte sind von einer verblüffenden Einfachheit, die sogar meiner Tochter auffällt. Eigentlich klasse, ein Museum so zugänglich zu gestalten. Stellenweise finde ich ein bisschen sehr simpel, was ich lese. Aber vielleicht bin ich auch einfach nur Kultursnob.
In den weiteren Stockwerken erwartet uns so einiges, was man vielleicht als “Contemporary Pop” bezeichnen könnte: eine Ballon-Venus von Jeff Koons, ein wenig Kaws, ein winziges bisschen Takashi Murakami und Damien Hirst. Yayoi Kusama hat man einen ganzen Raum gewidmet. Er hat den Appeal eines Victoria’s-Secret-Shops: Alles ist in Rosa und Schwarz gehalten, angelehnt an die Farbe des größten von drei Kusamaschen Kürbis-Bildern, über die man hier verfügt. Im Wesentlichen ist der Raum Selfie-Space. Es gibt eine Wand mit nachempfundenen Yayoi-Kusama-Punkten und reichlich Wandmeter mit Längsstreifen in Schwarz und Millennial Pink. Ziemlich wenig Kunst, ziemlich viel Kusama-Branding. Ich bin zwiegespalten.
Das Souterrain bespielt Studio Irma mit einer Reihe von glitzernden, spiegelnden, leuchtenden, farbwechselnden Räumen. Immersive digitale Kunst, die an TeamLab Borderless erinnert – und ein bisschen auch an die Infinity Rooms von Yayoi Kusama. Das ist lustig und fotogen, die Mädchen mögen es. Genauso wie das Sitzmöbel “Le Refuge” von Marc Ange: ein einladendes Outdoor-Daybed, das unter einem Baldachin von rosa Metallblättern zeitgemäße Entspannung verspricht. Es steht, zusammen mit ein paar anderen visuellen Leckerbissen, im Garten des Moca, darf für Fotos genutzt werden und kommt hervorragend an beim Publikum. Für diesen Museumsbesuch ernte ich von meiner Tochter anerkennendes Nicken. Ich selbst denke noch länger über die Zusammenstellung von Kunstwerken mit klaren Botschaften, dekorativen Qualitäten und Populärkultur-Assoziationen nach.
UTRECHT: Design-Inspiration aus Mittelalter, Moderne, 21. Jahrhundert
Draußen historische Idylle, drinnen Stil-Mekka
Als wir in Utrecht sind, ist es heiß, und wir sind froh, dass wir hier das schönste Hotel unserer ganzen Reise haben. Das Court Hotel ist in einem alten Gerichtsgebäude untergebracht – und herrlich eingerichtet; mit vielen Justiz-bezogenen Details. Es ist ganz passend, dass wir einige der letzten Stunden unseres Holland-Trips auf der Flucht vor der Hitze inmitten dieser kreativen niederländischen Designtugenden verbringen, die wir jetzt zehn Tage lang bewundert haben.
Sobald wir das Hotel verlassen, stoßen wir auf die Designtugenden der alten Niederländer. Die haben die Stadt Utrecht im Mittelalter ganz wunderbar um die zentrale Oudegracht herum angelegt. Sie soll die älteste Gracht der Niederlande überhaupt sein, und im Sommer ist sie flüssige Vergnügungsmeile: Boote aller Art fahren darauf herum, die Ufer werden zum Essen und Trinken genutzt. Dazu ist alles wahnsinnig pittoresk.
Utrechter Designklassiker für Kinder und Erwachsene
Außerdem ist Utrecht die Heimat zwei absoluter Designlieblinge von mir. Zum einen steht hier das Rietveld-Schröder-Haus: eines der wunderbarsten modernen Bauwerke, die ich igesehen habe. Hier habe ich darüber geschrieben. Das 1924 fertiggestellte avantgardistische Meisterstück von Gerrit Rietveld mutet noch heute unerhört fortschrittlich an. Seit ich das De-Stijl-Wohnhaus vor einigen Jahren besucht habe, möchte ich es mir zusammen mit meinen Töchtern anschauen, aber in diesem Corona-Sommer sind die Besuchsregeln zu kompliziert für uns. Trotzdem behalte ich es auf der Liste und empfehle es weiter an alle, die Holland mit Teenagern bereisen. Hier habe ich über das Rietveld-Schröder-Haus geschrieben.
Außerdem ist Utrecht die Stadt, in der Dick Bruna von 1927 bis 2017 lebte. Dick Bruna hat das Kinderbuch-Häschen Miffy erfunden, das auf Holländisch Nijntje heißt und meiner Meinung nach ein unverzichtbarer Bestandteil der ästhetischen Erziehung des Menschen ist. Als wir in Utrecht sind, feiert Nijntje gerade ihren 65. Geburtstag. Sie ist immer noch moderner als viele andere Kinderfiguren. Sollte man irgendwelchen Bilderbüchern Bauhaus-Qualitäten zusprechen, dann denen von Dick Bruna. Er hat außer den Miffy-Büchern noch andere Werke für Kinder geschaffen – und als Illustrator von Buchumschlägen auch die visuelle Erwachsenenkultur der Niederlande geprägt. Das Studio, in dem Dick Bruna arbeitete, ist ins Centraal Museum von Utrecht transferiert worden. Gegenüber liegt das Nijntje Museum: eine bespielbare Dick-Bruna-Kinderwelt. Über beide gibt es hier mehr zu lesen.
Die Illustrationen von Dick Bruna begegnen einem in Utrecht überall. Im Sommer unseres Besuchs nicht zuletzt auf einem Plakat, das die Utrechter auffordert, aufeinander aufzupassen. Gutes Design macht in den Niederlanden auch vor der Corona-Kommunikation nicht Halt.
0 Comments