Zuletzt aktualisiert am 14. März 2017 um 17:48
Die erste gute Nachricht: Statt, wie ursprünglich terminiert, bis Ende August, läuft die Ausstellung “Sneaker. Design für schnelle Füße” im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe noch bis zum 30. Oktober. Die zweite gute Nachricht: Man hat dort richtig viel Spaß. Auch mit Kindern.
Perfekte Übereinstimmung zwischen Ausstellungsobjekt und Ausstellungsort
Sieben Stunden Bahnfahrt, direkt danach Museum? Ich schrecke vor nichts zurück, aber als wir an einem Donnerstagabend die Ausstellung “Sneaker. Design für schnelle Füße” im Museum für Kunst und Gewerbe betraten, waren nicht nur meine Kinder ziemlich außerstande, sich auch nur einigermaßen konzentriert mit irgendeinem Thema zu beschäftigen. Das Gute allerdings: Wir waren genau am richtigen Ort. Diese Sportschuh-Ausstellung ist so voll mit spektakulären, kuriosen, verrückten, legendären Stücken, dass man gutgelaunt von Vitrine zu Vitrine wandert und eine Überraschung nach der anderen erlebt. Hin und wieder mal ein Blick auf einen der Ausstellungstexte; ansonsten: gucken, gucken, gucken.
Sondereditionen für Stilikonen und Sammler
Immer für eine schräge Überraschung gut: Jeremy Scott
Da gibt es zum Beispiel einen Adidas-Turnschuh, der wie ein Pudel am Fuß sitzt (Foto ganz oben). Entworfen hat ihn der amerikanische Modedesigner Jeremy Scott, den das Unternehmen für so manchen extravaganten Entwurf verpflichtete. Sondereditionen wie Jeremy Scotts Adidas-Kollaborationen machen einen Großteil der Hamburger Ausstellung aus, die viele Stücke von Sammlern genau solcher Schuhe leihen konnte.
Entworfen von Sebastian Theis für den Münchner Schickeria-Club P1
Denn der Turnschuh, so die klare Message der Schau, ist schon lange nicht mehr nur Sportausrüstung, sondern viel eher Mode- und Kultobjekt. Eines der besten Beispiele dafür: die Entwicklung der Chucks von Converse, die zum Zeitpunkt ihrer Entstehung im Jahre 1923 ursprünglich wirklich nicht mehr als ein perfekter Basketballschuh sein wollten, im Laufe der Zeit aber zu einem Mode-Statement wurden, das mal Rebellion, mal Grunge, mal Hipness signalisierte. Eine der extremeren Ausprägungen des Kultobjekts Sportschuh sind die abgedrehten Kreationen, die der Schuhdesigner Sebastian Theis für sein Label N-2 entworfen hat.
Zur Geschichte des Sneakers
Neben solchen Extremen gibt es in der Hamburger Ausstellung Historisches zu sehen. Zum Beispiel einen selbstgenähten Turnschuh aus der Nachkriegszeit. Oder einen Olympia-Rennschuh, den die Firma der Gebrüder Dassler aus Herzogenaurach 1936 herstellte. Dass aus diesen Gebrüdern später die Konkurrenten wurden, die die Firmen Adidas und Puma gründeten, ist Sportschuh-Legende.
In solchen Boxstiefeln kämpfte Muhammad Ali
Der Bruder, der bis heute mit den drei Streifen trumpft, ergänzte sein Markenzeichen bei Bedarf sogar um gleichfarbige Quasten – wie bei den Boxstiefeln aus den späten 1960ern, die Muhammad Ali trug.
Als es noch keine Apple-Watch gab, maß der Micropacer die Schritte
1984, als noch niemand zu Hause einen PC hatte, brachte Adidas erstaunlicherweise einen Turnschuh mit Computer heraus: den Micropacer, der Zeiten, Geschwindigkeiten, Schritte maß.
Hypervenom-Fußballschuhe von Nike
Und dann ist da der Nike-Swoosh, x-mal, in allen Variationen, aus den verschiedensten Epochen. In seiner schlichtesten aktuellen Variante in Weiß auf dem weißen Sneaker meiner Tochter, deren Aufgeschlossenheit für schrillere Sportschuhe durch den Ausstellungsbesuch massiv angeregt wurde. Sie will die schillernden von Sebastian Theis, ihre Schwester die mit dem Pudel.
Außer Schuhen zeigt die Hamburger Ausstellung jede Menge Sneaker-Plakate
INFO
Die Ausstellung “Sneaker. Design für schnelle Füße” läuft noch bis zum 30. Oktober 2016 im Museum für Kunst und Gewerbe im Zentrum von Hamburg schräg gegenüber vom Hauptbahnhof.
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