Zuletzt aktualisiert am 20. März 2017 um 13:04

INWIEFERN GEHT DESIGN KINDER UND JUGENDLICHE AN? #DESIGN-DIENSTAG

Es grinst, schlägt die Augen nieder, lächelt scheu. Es ist eine Tasche oder ein Stift, ein Teller oder eine Shampooflasche. Immer wieder werden wir im täglichen Leben freundlich von Dingen angeschaut, die eigentlich gar nicht schauen können.

Und wir? Finden Dinge mit Gesicht manchmal niedlich, manchmal geschmacklos, reagieren aber oft ganz spontan mit Gefühl auf das, was uns ein abgebildetes Wesen signalisiert. Offenbar fühlen wir uns von Dingen mit Gesichtern intuitiv angesprochen – auch, wenn sie von unserem eigenen Stil meilenweit entfernt sind.

Im Großen und Ganzen beschränkt sich das Grinsen der Dinge in Westeuropa auf bestimmte Bereiche: auf Gegenstände für Kleinkinder, Trendartikel für Girlies, Merchandisingprodukte für Fans bestimmter Figuren. In Asien geht das Ganze viel weiter; in einigen Gegenden gewinnt man den Eindruck, jeder Gegenstand, jede Verpackung, jedes Lebensmittel, auf die nur irgend Augen und ein Mund passen – die Nase ist nicht unbedingt nötig -, hat auch tatsächlich ein Gesicht. Dabei handelt es sich um Designs, die für Männer genauso wie für Frauen, Junge genauso wie für Alte gedacht sind. In Japan gibt es sogar Baustellenbegrenzungen, die verschämt die Augen niederschlagen. Japan hat denn auch die passende Vokabel für dieses Phänomen: “kawaii”. Kawaii ist alles, was niedlich ist, und niedlich bedeutet in der Regel: mit einem Gesicht versehen.

Es ist eine etwas gespenstisch belebte Welt, die entsteht, wenn die Dinge uns anschauen. Seit einigen Jahren müssen wir nicht mehr nach Asien reisen, um zu begreifen, wie sich das anfühlt. Seit wir alle Emojis auf unseren Handys haben, erleben wir die Wirkung simpler gezeichneter Gesichtsausdrücke täglich am eigenen Leib. Und stellen fest: Diese zweidimensionalen Gesichter wecken spontan unser Mitgefühl. Das Lächeln des Smileys überträgt sich ebenso schnell wie sein Grollen. Dass die Emojis in Korea erfunden wurden, wundert dabei nicht. Dass sie uns trotz ihrer digitalen Realität irgendwie ehrlich vorkommen, schon eher.

Was es mit dem DESIGN-DIENSTAG auf sich hat, steht hier