Zuletzt aktualisiert am 2. Mai 2024 um 20:34
Zwei Reisen, zwei unterschiedliche Jahreszeiten – Frühjahr und Herbst -, insgesamt vier Teenager zwischen zwölf und 16, die Meran teils ein-, teils zweimal auf Herz und Nieren getestet haben. Fazit: Meran mit Kindern ist höchst reisegeeignet. Vor allem, wenn man sich folgenden acht im Teen-Ranking ermittelten Lieblingsbeschäftigungen hingibt:
1. Runterschauen
Man höre und staune: Obwohl von unseren vier Teenager-Mädchen nur eins freiwillig wandert, ergab eine Umfrage am Ende der ersten Reise, dass sie die Landschaft unter die Top Three ihrer Meran-Ferien zählten. Und wenngleich die Berge auch von unten toll aussehen, muss man doch zumindest einmal kurz hinauf, herumlaufen und in die Täler schauen. Klassischerweise tut man das auf einem der unzähligen Wanderwege rund um Meran, die den unterschiedlichsten sportlichen Ansprüchen genügen. Aber auch, wenn man sich in Meran mit Kindern auf ein Minimalprogramm beschränken muss, vielleicht sogar noch jemanden mit Höhenangst dabeihat: Ein paar Schritte auf irgendeinem Berg gehören unbedingt zum Südtirol-Erlebnis dazu.
2. Durch Meran flanieren
Eine schöne Stadt, dieses Meran: Darüber sind wir uns alle einig. Eine historische Kurstadt, deren österreichisches Flair durch die italienischen Akzente diese spezielle Südtiroler Färbung bekommt, die trotz aller Beschaulichkeit so wunderbar unangestaubt wirkt. Zentrum der Innenstadt ist die lauschige Laubengasse: eine Fußgängerstraße, die auf beiden Seiten von Laubengängen mit Geschäften und Restaurants gesäumt wird.
Als teenagertauglich entpuppt sich Meran in den Augen unserer Mädels vor allem aus zwei Gründen: Da wären zum einen die beachtlichen Shoppingmöglichkeiten. Zum anderen ist die Stadt so überschaubar und so einfach zu Fuß zu erschließen, dass die Erwachsenen kein Problem damit haben, auch mal zwei Teenager allein von der Ferienunterkunft zum Bummeln gehen zu lassen.
3. In der Villa Freiheim schlafen und frühstücken
Ich habe es schon einmal geschrieben, aber es muss an dieser Stelle erneut sein: Unsere beiden Meran-Trips wären nicht halb so schön gewesen, wenn wir nicht die Villa Freiheim entdeckt hätten. Die Mädchen haben das Hotel einstimmig auf Platz eins gehoben, als ich sie um ihr Südtirol-Ranking bat.
Das hat ganz verschieden Gründe. Etwa die Lage in Merans idyllischem und ein wenig weltentrücktem Villenviertel Obermais. Oder die südlichen Gefühle, die uns angesichts der Palmen im Garten und des Pools vor der Haustür erfassen – obwohl wir nie zu einer Zeit da sind, zu der man im Freien baden kann. Die geschmackvoll, schlicht, höchst komfortabel in Holz eingerichteten Zimmer. Vor allem aber wohl die liebenswerte und unkomplizierte Gastfreundschaft der Inhaberfamilie, die uns davon überzeugt, dass Südtirol ein besonderes Pflaster ist. Auch kulinarisch: Das Frühstück in der Villa Freiheim wäre an sich schon ein Reisegrund mit seinen regionalen Brotsorten, den Kräutertees von den Bergen, den selbstgemachten Salaten und Antipasti, die in täglich neuen Varianten auf dem – teils veganen – Büffet liegen.
Einmal in der Woche ist Thementag. Dann kreiert eine der Töchter des Hauses Getränke und Gerichte rund um eine bestimmte Pflanze. So kommen wir in den Genuss von Olivenblätterlimonade und -tee sowie diversen mit Olivenblätterextrakt bereiteten Speisen. Und erfahren nebenbei alles Mögliche über die Heilwirkung des Olivenblatts. Ein echtes Erlebnis, das bei kleinen Kindern vielleicht nicht verfangen würde, unsere mitreisenden Teenager aber stark beeindruckt. Gelegentlich sitzen wir jetzt zu Hause am Frühstückstisch und denken sehnsuchtsvoll an das, was die Gäste der Villa Freiheim wohl zeitgleich verspeisen.
(Und nein, liebe Blogleser, für diese Schwärmereien werde ich nicht bezahlt, die gebe ich ganz und gar freiwillig von mir.)
4. In der Therme relaxen
Zu einem Kurort gehört eine Therme – und die von Meran, 2005 eröffnet, ist ein relativ junges architektonisches Schmuckstück. Der italienische Architekt und Designer Matteo Thun, der im nicht weit entfernten Bozen geboren wurde, hat sie entworfen – als eine Art Wellnes-Landschaft mit vielen verschiedenen Pools, Saunas und Spezialbädern.
Die Therme Meran ist ein ziemlicher Selbstläufer auf der Beliebtheitsskala von Familien. Unsere größeren Kinder finden es wunderbar, im wamen Wasser hinauszuschwimmen in die Außenbecken, über denen dank des Aufeinandertreffens von kühler Luft und höherer Wassertemperatur ein mysteriöser Dampf wabert. Mit dem Wechsel von einem Pool in den anderen, von Ruhe zu Strudel und Wärme zu Kälte verbringen wir sehr entspannende Stunden, können allerdings bestätigen, was man überall zu lesen bekommt: Tendenziell ist es recht voll in der Therme; wer vom ruhigen Thermaltag in Meran mit Kindern träumt, kann hier herb enttäuscht werden.
5. Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff genießen
Es gibt viele schöne botanische Gärten. Die Trauttmansdorffschen Gärten sind allerdings eine Extraklasse. Außer üppigem südlichem Grün vor Schlosskulisse gibt es in der riesigen Anlage jede Menge Orte, die Kinder und Jugendliche amüsieren: originelle Künstlerpavillons zu botanischen Themen etwa und eine spektakulär über den Gärten schwebende Aussichtsplattform, die Matteo Thun entworfen hat – der Architekt, der auch hinter der Therme steckt. Hier und da finden sich Tiergehege, und diverse Natur-Erlebnis-Stationen wurden speziell für Kinder eingerichtet. Genaueres über die vielen Gründe, aus denen man die Gärten von Schloss Trauttmansdorff unbedingt besuchen muss, wenn man mit Kindern – gerade auch mit jüngeren – in Südtirol ist, erzähle ich in einem eigenen Blogpost.
6. Essen in Meran mit Kindern
Bei unserem zweiten, herbstlichen Meran-Besuch gelingt uns das Kunststück, Südtirol eine knappe Woche lang in Sturm und Regen zu erleben: eine Wetterlage, die so heftig in dieser Gegend so gut wie nie vorkommt. Weil wir fast immer ein Dach über dem Kopf brauchen, wird das Essen zu einem Hauptthema unserer Reise.
Dafür sind wir in Meran am perfekten Ort; das Kulinarische spielt eine große Rolle in Südtirol. Die Klassiker Speck, Käse, Schüttelbrot und Wein sind nur die populäre Spitze des Eisbergs. Im Grunde hat sich die ganze Gegend natürlichen und überlieferten Aromen verschrieben; Regionalität, Slow Food und Bio sind Trends, die in dieser Landschaft ihr ideales Zuhause zu haben scheinen.
So gut sich Meran für einen Besuch mit jüngeren Kindern eignet: Während unserer Regentage bin ich froh, mit Teenagern unterwegs zu sein. Nicht so sehr, weil sie gerne mit iPhones im Hotelzimmer chillen, sondern wegen ihrer kulinarischen Aufgeschlossenheit.
Wir staunen im Schinken- und Käsekeller des Erzeuger-Biomarkts Pur, wir genießen allmorgendlich mit Hingabe die Südtirol-Aromen unseres Hotelfrühstücks, versuchen diverse Knödel, Nocken und Schlutzkrapfen. Das Größte jedoch sind zwei unvergessliche Pizza-Erlebnisse. Schon am ersten Abend probieren wir bei Kirchsteiger in Meran-Obermais eine Pizza mit Vinschgauer-Teig. Vinschgauer sind normalerweise Fladenbrötchen aus dunklem Sauerteig, der durch Kümmel, Fenchel und Anis eine besondere Würze erhält. Was passiert, wenn man diesen Teig als Grundlage für eine ansonsten normale Pizza nimmt, ist enorm. Dieses Gericht, scheint mir, verhält sich zu klassischer Pizza so wie Südtirol zu Italien: Wir sind zwar im Einzugsgebiet des Italienischen, aber hier hat es einen deutlichen nordisch-alpinen Einschlag. Gewürz-Sauerteig im Land, wo die Zitronen blühn: Südtirol aus dem Pizzaofen.
Für unsere zweite Pizza-Offenbarung ist mehr Aufgeschlossenheit vonnöten. Irgendwie landen wir im Restaurant Sissi, das der Sternekoch Andrea Fenoglio betreibt. Im Gedächtnis bleibt der Abend den Mädchen vor allem aufgrund von Fenoglios berühmtem Gruß aus der Küche, der uns als “flüssige Pizza” im Gläschen serviert wird. Auf einer würzigen Emulsion liegt eine knusprige Scheibe Gebäck; der Käse schwebt in Form von Mozzarella auf einem Holzstäbchen über dem Ganzen. Hat geschmacklich tatsächlich etwas von Pizza. Andrea Fenoglio, der im Sissi klassische italienische mit Südtiroler Küche kombiniert und der sich viel Zeit zum Plaudern nimmt, erzählt von seiner besonderen Beziehung zur Pizza. In langen Experimenten hat er versucht, die Essenz des Gerichts herauszuarbeiten, was zur Eröffnung einer eigenen Pizzeria in Meran geführt hat. Sie heißt 357, und wir wollen sie an unserem letzen Abend ausprobieren. Leider hat sie ausgerechnet mittwochs Ruhetag. Wir müssen wiederkommen.
7. Ötzi in Bozen bewundern
Zu Ötzi wollen wir alle. Dafür müssen wir von Meran rund 40 Minuten nach Bozen fahren. Der berühmten Gletschermumie, die 1991 in den Ötztaler Alpen gefunden wurde und etwa 5300 Jahre im Eis gelegen hat, ist fast das komplette Südtiroler Archäologiemuseum gewidmet. “Der Mann aus dem Eis”, wie er hier genannt wird, ist eine der großen Attraktionen der Gegend.
Durch asymmetrische, an Gletscher erinnernde Wände mit Text- und Videodokumentationen zum Fund der Mumie und ihrer Erforschung – ziemlich spannend, gut aufbereitet – arbeiten wir uns vor bis in den Raum, in den durch ein Guckfenster der gekühlte Ötzi selbst zu sehen ist. Vor diesem Fenster hat jeweils ein Besucher Platz, man steht ein wenig in der Schlange, und dann sieht man ihn. Ist es respektlos, einen toten Menschen als Museumsattraktion zu bestaunen? An dieser Frage arbeitet sich unser Grüppchen eine ganze Weile ab; Einigkeit wird nicht erzielt, was ja auch nicht nötig ist. Die Dinge, die Ötzi bei sich hatte – von seiner Kleidung bis zu einem Pfeilköcher – betrachten wir uns dann wieder unbefangen. Lohnend finden diesen Museumsbesuch alle von uns.
8. Seilbahn fahren
Wir tun es gern und wir tun es oft: Wo sich uns während unserer Zeit in Meran mit Kindern eine Seilbahn oder ein Sessellift zeigt, steigen wir ein. Meistens nur so, um der Fahrt und um des Blickes willen, ohne ein besonderes Ziel vor Augen. Von der spektakulären Rittner Seilbahn in Bozen bis zu unserem gemütlichen Lieblingssessellift, dem Panoramalift von Meran nach Dorf Tirol: Wir lieben es, am Seil hinauf auf einen Berg und wieder hinunter zu fahren. Gemächliches Schaukeln, Entspannung, fantastische Perspektiven: Ferien-Feeling.
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