Zuletzt aktualisiert am 2. Mai 2024 um 20:28
Alle lieben das Elsass, keiner denkt an Lothringen. Großer Fehler! Wir haben zwei Tage in Metz verbracht und können allen halbwegs frankophilen und reiselustigen Menschen nur raten: Nix wie hin – ob mit Kindern oder ohne. Aus ganz verschiedenen Gründen:
1. Enge Altstadtgassen und stattliche Immeubles: Die Architektur der Stadt ist gut für schlagartiges Frankreich-Feeling.

“Selbst, wenn es hier überhaupt keine Schrift geben würde, wüsste man sofort, dass man in Frankreich ist”, sagt das Französisch lernende Kind. Und schon hat sich der Ausflug gelohnt.
2. Die Fahrzeit hält sich in Grenzen: Obwohl sich Metz sehr französisch anfühlt, ist es gar nicht weit entfernt von Deutschland. Das mittelalterliche Stadttor, das noch erhalten ist, heißt denn auch “Porte des Allemands” – “Tor der Deutschen”.

Endlich mal was Positives: Die “Porte des Allemands” hat ihren Namen nicht erhalten, weil sie vor deutschen Invasionen schützen sollte, sondern wegen der Ritter des Deutschen Ordens, die in der Nähe ein Hospital unterhielten.
3. In der Brasserie des Sternekochs Christophe Dufossé lassen sich Kinder zu fairen Preisen und in entspannter Atmosphäre in die Wonnen der französischen Küche einführen.

Unschlagbares Konzept vieler französischer Starköche: Brasserien und andere kleine Restaurant-Ableger, in denen man auf den Geschmack kommt, ohne arm zu werden.
4. Metz hat ein eigenes Centre Pompidou, entworfen von dem japanischen Architekten Shigeru Ban, eröffnet im Jahr 2010.

Wegen dieses Gebäudes wollte ich seit Jahren nach Metz – und habe jetzt festgestellt, dass es noch viele weitere Gründe gibt, hinzufahren.
5. Die lokale Patisserie-Spezialität heißt Paris-Metz und lohnt sich: ein großer dreifarbiger Macaron, der mit exakt sechs Himbeeren sowie einer samtigen Bonbon-Creme gefüllt ist.

Den Paris-Metz gibt es in überall in Metz zu kaufen. Der vom Patissier Thiriot ist erstklassig.
6. Frankreich ist manchmal wie in einem alten französischen Film: Aus einer Schuhmacherwerkstatt mit antiquiertem Charme kommt ein alter Mann, ruft der Tochter “Mademoiselle!” hinterher und hält ihr eine Rose hin – für ihre Mutter, weil in Frankreich an diesem Wochenende die “fête des mamans” ist.

Und plötzlich finde ich Muttertage gar nicht mehr so absurd.
7. Metz, und nur Metz, hat Kirchenfenster von Jean Cocteau.

In der Kirche Saint-Maximin
8. Um sich bei Mai-Temperaturen von 36 Grad Celsius abzukühlen, kann man sich Eis bei einem Meilleur Ouvrier de France kaufen – ein Titel, der eine der großen offiziellen Auszeichnungen für einen französischen Handwerkskünstler ist.

Die Boutique des Patissiers und Chocolatiers Franck Fresson
9. Man begreift, warum “Wasserturm” auf Französisch “Château d’eau” heißt.

Ein echtes Wasserschloss, erbaut 1908
10. Und überhaupt sind sie alle da, unsere französischen Familien-Lieblinge: die Parfümerie Sephora, die passend zum Alter meiner Töchter immer mehr aufs Teenie-Publikum setzt, die verlässliche Chocolatier-Kette Jeff de Bruges und zum Abschluss ein riesiger Supermarkt für kulinarische Importe nach Deutschland.

Zugegeben, vier unserer zehn Gründe, nach Metz zu fahren, sind kulinarischer Natur. Aber schließlich reden wir von Frankreich!
8 Comments
Rüdiger
Metz ist gegenüber Straßburg total unterschätzt.
Nina Kolbe
Haben Sie auch einen Tipp für eine Übernachtung?
Maria-Bettina Eich
Leider keinen wirklich tollen… Wir haben einfach eines der zentral gelegenen Business-Hotels genommen.
swissmiss
Ich liebe Metz und bin meistens einmal im Jahr dort. Ich bleibe immer im Hotel de la Cathédrale, das ich wirklich bezaubernd finde (nur die Zimmer mit Blick auf der Cathédrale sind nachts ein bisschen laut, vor allem, wenn der Markt samstags früh aufgebaut wird). Es gibt noch ein Hausboot zum Übernachten (Péniche Alclair); die Übernachtung dort habe ich allerdings bis jetzt nicht geschafft!
Maria-Bettina Eich
Oh, super, ganz herzlichen Dank für die Tipps!
Herzlich,
Maria
Ute
Wir waren in les Chambres d’ile bei Pierre. fußläufig zur City und nett
Maria-Bettina Eich
Danke für den Tipp!