Zuletzt aktualisiert am 18. Dezember 2016 um 16:00

Bücher-Countdown Nr.9

STELL DIR VOR… DAS WUNDER-BILDER-BUCH heißt das kleine Kunstwerk des britischen Illustrators Norman Messenger, das die optische Verwirrung mit allen spielerischen Tricks zelebriert (erschienen bei Gerstenberg).

Die optischen Abgründe des Norman Messenger

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Norman Messenger braucht 30 Seiten, um ein Feuerwerk an surrealen Verwirrspielen zu zünden, das Leser und auch Noch-nicht-Leser ab etwa 5 Jahren in einen wonnigen Abgrund optischer Möglichkeiten und Unmöglichkeiten stürzt.

Dafür fallen ihm jede Menge Tricks ein – begonnen beim klassischen Suchbild, in dessen vordergründigen Formen sich auf den zweiten Blick ein ganzer zweiter Kosmos versteckt. In einer Mischung aus englischer Idylle und altmeisterlicher Landschaft erwachsen aus Felsen und Hügeln Gesichter von Riesen; die Bäume eines Waldes verwandeln sich in Tiere.

Surrealismus zum Mitmachen

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Bei anderen Bildern muss der Betrachter selbst aktiv werden: eine Scheibe mit halben Köpfen so drehen, dass immer wieder neue Persönlichkeiten entstehen. Oder einfach nur das Buch umdrehen. Dann wird aus einer Kleinstadtlandschaft mit Dächern plötzlich eine neue Kleinstadtszenerie. Und schon weiß niemand mehr: Wo ist oben, wo ist unten? Was ist hier richtig, was falsch?

Ein Hauch von Magritte

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An genau dieser Verwirrung hat Norman Messenger größten Spaß. Gern streut er Motive ein, die an Magritte denken lassen: einen Baum ohne Stamm, ein Gesicht ohne Mund, ein Schloss ohne Schlüsselloch. “Stell dir ein Schloss ohne Schlüsselloch vor – wie würdest du es aufschließen?”, fragt das Buch seine Betrachter. Und in den oberen Ecken seiner Seiten schlägt Messenger immer wieder knifflige geometrische Spielchen vor. (Eine Auflösung gibt’s am Ende des Buchs.)

Nichts ist, wie es scheint

Die Botschaft des Ganzen wird von Seite zu Seite unausweichlicher: Nichts ist zwangsläufig so, wie es scheint; manchmal reicht nur eine winzige Handbewegung, und die Welt sieht völlig anders aus. Eine Handbewegung oder ein Fünkchen Phantasie.

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Denn die regt Norman Messenger mit jeder neuen Seite an – nicht zuletzt dank verschiedener Verwandlungsbildern zum Hin- und Herklappen um. Da verwandeln sich Elefanten mit Schweinsohren in Zebras und ein Baby wird zum zähnebleckenden Monster.

Illustrationen mit viktorianischem Touch

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Bei all den wunderbar verwirrenden Einfällen, mit denen Norman Messenger unsere Sehgewohnheiten ad absurdum führt, hätte man gerade als Erwachsener an diesem Buch bei weitem nicht so viel Spaß, wenn Messenger nicht so ein begnadeter Illustrator wäre. Sein nostalgischer Duktus mit skurrilen viktorianischen Anklängen und seiner Detailverliebtheit machen aus STELL DIR VOR… einen ästhetischen Genuss.

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