Zuletzt aktualisiert am 2. Juni 2017 um 14:49

Das erste Interview auf diesem Blog! Meine Freundin Vera war mit ihren drei Töchtern in Laos; via Thailand. Ich war noch nie in Südostasien, bin noch nie allein mit drei Mädchen verreist, bin kein Backpacker. Und hatte deshalb ziemlich viele Fragen. (Oben; entspannt: Lahya, 10, Yara, 14, und Miya, 12 )

Laos mit Kindern: die Reiseroute

Wie lange wart ihr unterwegs, wie sah eure Route aus?

Wir waren insgesamt dreieinhalb Wochen unterwegs. Zuerst sind wir nach Bangkok geflogen und dann direkt per Inlandsflug mit der Air Asia, der asiatischen Billigfluglinie, weiter nach Chiang Mai in Nordthailand. Dort haben wir einige Tage verbracht und sind dann über Chiang Rai noch weiter im Norden Thailands nach Chiang Khong gereist. Das ist die Grenzstadt direkt am Mekong, an dessen gegenüberliegendem Ufer man Laos sieht. Bis dahin waren wir ungefähr eine Woche unterwegs. Von Chiang Khong mussten wir mit dem Bus nach Laos einreisen und haben dann von Houai Xai das Boot genommen. Zwei Tage lang sind wir auf dem Mekong gefahren, bis wir in Luang Prabang waren.

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Wir haben nicht das öffentliche Boot genommen; davon hatte ich einiges gehört, was mich wegen der Kinder abgeschreckt hat. Die öffentlichen Boote sind oft sehr überfüllt. Deshalb haben wir uns für eine etwas teurere Variante entschieden. Man schläft an Land, der Mekong darf nachts nicht befahren werden.

Wir sind einige Tage in Luang Prabang geblieben, sind dann nach Vang Vieng gefahren und danach nach Vientiane. Das ist die klassische Laos-Route. In Vientiane haben wir uns entschieden, in den Norden zu fliegen: nach Phonsavan. In Phonsavan gibt es die Ebene der Tonkrüge; riesige Felder mit monolithengroßen Tonkrügen, über deren Herkunft die Archäologen seit Jahren rätseln. Mittlerweile hat man sich darauf geeinigt, dass es Urnen waren, ist sich aber noch nicht sicher, warum sie da liegen.

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Als wir danach wieder in Vientiane waren, begann unsere Rückreise: mit dem Nachtzug nach Thailand, dann noch drei Tage in Bangkok.

Reiseplanung und -organisation

Was hast du alles von zu Hause aus gebucht?

Die Flüge bis Nordthailand, und in Nordthailand habe ich für die ersten drei Nächte ein Guesthouse gebucht. Alles andere vor Ort.

Du warst letztes Jahr schon allein in Laos. Wie wichtig war das für deine Reiseplanung mit Kindern?

Das war sicherlich von Vorteil, weil ich viele Gebräuche und praktische Dinge schon kannte: Wo kann man etwas essen, wo sind Toiletten? Aber eigentlich ist es überhaupt kein Problem, nach Laos zu reisen, wenn man noch nie da war. Die Leute sind sehr freundlich und aufgeschlossen gegenüber Touristen und letztlich auch abhängig vom Tourismus. Das Land öffnet sich eigentlich gerade für Reisende. Die Abstumpfung, die zwangsläufig mit dem Tourismus kommt, hat in Laos noch nicht stattgefunden. Von daher kann man bedenkenlos dorthin fahren.

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Wie läuft es sprachlich?

Manche Leute sprechen sehr gut Englisch, aber ich bin auch in Guesthouses gewesen, in denen die Besitzer kein Englisch können. Dann kommuniziert man eben mit Händen und Füßen. Vereinzelt wird auch Deutsch gesprochen. Laos ist immer noch eine Volksrepublik, die früher Austausche mit der DDR unternommen hat.

Wie findest du an den einzelnen Orten ein Guesthouse?

Ich mache das old School: mit dem Reiseführer. Die Traveller von heute reisen gern mit ihrem Rollkoffer und ihrem I-Pad, aber ich lese noch ziemlich intensiv in den Reiseführern, in denen die Unterkünfte der einzelnen Orte aufgelistet sind. Wenn ich eine finde, die mich anspricht, gehe ich hin und lasse mir das Zimmer zeigen, bevor ich buche. Es ist auch immer hilfreich, Empfehlungen mit anderen Reisenden auszutauschen, die man so trifft.

In welchem Alter sollte man Laos mit Kindern bereisen?

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Deine Kinder sind mit zehn, zwölf und 14 nicht mehr wirklich klein. Haben sie ein gutes Alter für so eine Reise? Würdest du Laos auch mit kleineren Kindern empfehlen, wenn man möchte, dass die Kinder selbst etwas mitbekommen?

Grundsätzlich ist Laos ein Land, das man mit Kindern in jedem Alter bereisen kann. Wenn die Kinder allerdings etwas davon haben sollen, sollten sie nicht viel jünger sein als Lahya mit ihren zehn Jahren. Das ist ein ideales Alter, um mit solchen Reisen anzufangen. Sie hat viel mitbekommen. In dem Alter sind die Kinder auch physisch schon ziemlich stark. Von uns ist – toi, toi, toi – niemand krank geworden. Ab und zu hatte mal jemand Durchfall, aber nicht dramatisch. Man muss aber im Hinterkopf haben: Wenn ein Kind mal krank wird, darf es nicht gleich seine ganzen Kräfte verpulvern, sondern muss die Reise noch durchstehen.

Gesundheit: Reisetipps Laos mit Kindern

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Welche Imfpungen brauchtet ihr?

Wir mussten und gegen Hepatitis A und B und gegen Typhus impfen lassen. Die Impfungen sind gut verträglich; keines der Kinder hatte damit Schwierigkeiten. Der nächste Punkt, über den man nachdenken muss, ist die Malariaprophylaxe. Wir haben keine Malariaprophylaxe gemacht, denn ich habe früher einmal ziemlich große Probleme aufgrund einer Prophylaxe gehabt. Seither nehme ich Stand-by-Medikamente mit. Wenn man den Verdacht hat, an Malaria erkrankt zu sein, kann man sofort mit der Behandlung anfangen. Diese Medikamente können auch Kinder nehmen, sie sind zwar sehr teuer, wirken aber sehr schnell.

Wie groß ist die Malariagefahr in Laos?

In den Städten, sagt man, herrscht so gut wie keine Gefahr. Wenn man allerdings aufs Land fährt, ist die Gefahr ziemlich groß; immerhin ist Laos ein sehr grünes Land mit viel Dschungel. In den Sommermonaten ist das Dengue-Fieber allerdings ein größeres Problem als Malaria.

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Wie war das Klima?

Sauna. Im Juli und August ist es sehr heiß und feuchtwarm. Man muss wissen, dass es sich nachts nicht abkühlt. Im Norden in den Bergen ist es besser, aber wenn man das Klima nicht erträgt, sollte man nicht um diese Zeit reisen. Uns hat es nicht so viel ausgemacht. Es ist zwar anstrengend, aber man gewöhnt sich daran. Wir haben allerdings auch keine dreitägigen Trekkingtouren durch den Dschungel oder ähnliches gemacht. Ziemlich häufig haben wir uns Swimmingpools gesucht. Fast überall kann man sich in besseren Hotels als Tagesgast einmieten und dann den Pool nutzen, das war oft gut für die Kinder.

Tägliches Backpacker-Leben mit Kindern

Was gab’s zu essen?

Laos ist stark von den Franzosen beeinflusst, was man an den Frühstücksgewohnheiten merkt. Es gibt an jeder Ecke Croissants, es gibt Crêpes und Baguette. Ein typisches Frühstück für die Laoten ist Baguette mit Leber-Pâté. Man kann genauso gut auf einen Markt gehen und eine Suppe frühstücken, aber das fanden meine beiden jüngeren Kinder nicht so toll. Und überall kann man sich Fruit-Shakes kaufen; das sind frische Smoothies. Obst gibt es in rauen Mengen – wir hatten Vitamine en masse. Außerdem ist Laos das einzige asiatische Land mit einer echten Kaffeekultur!

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Abends haben wir meistens auf Märkten Phô gegessen – oder wir haben uns gegrillten Mekong-Fisch mit Klebreis gekauft. In Laos wird sehr viel gegrillt, Fleisch und Fisch. Als Faustregel kann man sagen: Je schlechter die Stühle sind, desto billiger ist das Bier und desto besser das Essen.

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Wie habt ihr eure Tage verbracht?

Viel Zeit haben wir mit Reisen verbracht, mit Unterwegssein von A nach B. Wenn man angekommen ist, erkundet man den Ort, geht etwas trinken, muss oft schon die Weiterreise organisieren oder sich informieren. Wenn man wegen bestimmter Attraktionen an einen Ort fährt, steht das Programm natürlich relativ fest. Genauso viele Orte gibt es – zum Beispiel Luang Prabang –, von denen ich gar nicht sagen kann, was wir da genau gemacht haben. Der Ort hat so eine Atmosphäre und so eine Faszination, dass man dort eigentlich eine Woche verbringen kann, ohne sich zu langweilen oder ohne besonders viel anzuschauen. Man schlendert, schaut sich um und geht auf den Nachtmarkt. Die Nachtmärkte sind ein absolutes Muss. Wenn es dunkel wird, sprießen lauter kleine Marktstände aus dem Boden. Es gibt alle möglichen Dinge zu kaufen, überall kann man essen und trinken – die Nachtmärkte sind so eine Art sozialer Mittelpunkt.

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Auf euren Fotos sind viele Tempel…

Tempel haben wir uns auch angeschaut, aber weniger, als ich mir letztes Jahr angesehen habe. Mit den Kindern muss man das etwas reduzieren: Kennst du einen Tempel, kennst du alle.

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Laos mit Kindern: viele Highlights und eine Enttäuschung

Was waren die Highlights eurer Reise?

Ein Highlight war der Markt in Phonsavan. Außer uns waren vielleicht noch fünf Touristen da. Das Städtchen ist in den Sechzigern im Indochina-Krieg komplett zerbombt und danach mit Hilfe der Vietnamesen wieder aufgebaut worden. Dementsprechend trist und sozialistisch sieht es aus. Die Hauptstraße hat etwas von Wildwest, alles ist staubig, aber es hat seinen Charme. Es gibt einen großen Markt, auf dem sich das soziale Leben abspielt. Man kann dort absolut alles erstehen. Das Fleisch kauft man in der Regel lebend. In Laos kann man alles kaufen, was kriecht und unter den Oberbegriff Tier fällt: Frösche, Larven, Käfer.

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Auch die Kinder fanden diesen Markt gigantisch. Wir wurden oft angesprochen, ich wurde nach den Kindern gefragt, nach ein paar Tagen kannte man uns teilweise schon.

Auch die Mekong-Fahrt war ein Highlight. Der Fluss hat seinen Reiz; man hat Natur pur, das lässt sich nur schwer beschreiben. Und für die Kinder war unser Besuch auf einer Elefantenfarm ein absolutes Highlight.

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Was war doof?

Vang Vieng war nicht so toll. Vang Vieng ist verrufen als Partystadt mit viel Drogenkonsum. Inzwischen ist vieles geschlossen, aber man spürt noch die Vergangenheit mit den ziemlich respektlosen Partytouristen, die im Bikinioberteil unterwegs sind. Das regt mich auf. Meine Kinder mussten auch die Gebräuche achten und durften in den Städten nicht mit Shorts und Top herumlaufen – das wird als anstößig empfunden. Knie und Schultern sind in Laos in der Regel bedeckt. Die meisten Laotinnen tragen einen Sin, einen langen, engen Rock. Wenn man als Touristin so einen Rock trägt, wird einem viel Respekt entgegengebracht.

Auch die Laoten, die in Vang Vieng mit Touristen Umgang haben, sind unfreundlicher als an anderen Orten, und die Qualität des Essens und des Trinkens war schlechter als im Rest des Landes.

Dein Fazit nach der Reise?

Laos mit Kindern ist klasse, alle haben es genossen und haben sehr viel von der Reise mitgenommen. Und: Man muss sich auf das Land einlassen; der Rest ergibt sich von selbst.

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Danke an Vera Hüllenkremer für die Antworten und die Fotos!

Alle Fotos: (c) Vera Hüllenkremer