Zuletzt aktualisiert am 11. April 2019 um 20:01
Ja, er ist es: 30 Meter lang, das Herz so groß wie ein Auto, die Arterien so weit, dass ein zweijähriges Kind darin schwimmen könnte.
Unser Weg zur erfolgreichen Walbeobachtung war langwierig.
In Antwerpen sahen wir zweidimensionale Wale.
In Youghal an der Küste Südirlands schwamm ein dreidimensionaler Pseudowal im Wasser – zu Ehren Moby Dicks, dessen Geschichte hier verfilmt wurde.
In Reykjavík wollten wir auf Walbeobachtungstour gehen. Es gab passende Angebote, wir hatten Zeit; allein: der Wind. Er war so stark, dass wir am Hafenrand schon fast seekrank wurden.
Tadoussac: Weltkapitale des Whale Watching
Und jetzt Tadoussac, der östlichste Ort unserer Sommerreise nach Québec. Tadoussac liegt dort, wo der breite Saguenay-Fjord in den dort noch breiteren Sankt-Lorenz-Strom mündet. Die Wasserfläche ist weit, das Wasser salzig, und es gibt jede Menge Krill: Walnahrung.
Tadoussac, das knapp 1000 Einwohner zählt, gilt als Weltkapitale des Whale Watching. Fünf Walarten sind vor seiner Küste zu Hause, und wer hierherkommt, will welche davon sehen. Außer ein paar Wohnhäusern, einem altmodischen Hotel, Pensionen und Cafés findet man in Tadoussac vor allem Büros, in denen man Whale-Watching-Touren buchen kann.
Walbeobachtungstour mit klaren Regeln
Für unsere “croisière aux baleines” – immerhin spricht man in Québec französisch – wählen wir die Variante mit bequemem Boot, angeboten von dem Unternehmen Croisières Dufour. Kleine Zodiacs sind cooler, aber wir sind mit Kindern unterwegs, und außerdem sind wir selbst auch nicht übermäßig cool.
Zweihundert Meter Abstand muss so ein Boot vom Wal halten; im Falle eines Blau- oder Belugawals sogar vierhundert. Sagt die walbegeistert in Französisch und Englisch kommentierende “Naturaliste” zu Beginn der Tour. Und flötet kurz danach zärtlich ins Mikro: “Là! Minkie at one o’clock!” Eine Fontäne rechts vor uns, ein Rücken, eine Finne.
Das Ganze ein paarmal hintereinander, dann taucht der Minkwal wieder unter. Immerhin verbringen Wale 80 Prozent ihres Lebens unter Wasser; egal, wie gespannt die Menschen auf ihr Auftauchen warten. Denn das tun die Menschen auf unserem Boot. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich je eine Menschenmenge außerhalb von Kirchen oder Theatersälen so andächtig hätte schweigen hören wie beim Warten auf das nächste Auftauchen des Wals.
“It’s a blue whale!”
Das wird belohnt. “Spout at 11 o’clock. C’est un grand. You want me to tell what it is? It’s a blue whale!” Kollektives Atemanhalten. Eine Zwölf-Meter-Fontäne vor einem Containerschiff. Eine laute Fontäne: der Blas des Blauwals. Das Ziel der Wünsche.
Walhaut, kleine Rückenfinne, Fotos. Ein paarmal erscheint er an der Wasseroberfläche, dann verschwindet der Blauwal für einen langen Tauchgang.
Finnwale, Buckelwale mit attraktiv erhobener Schwanzflosse, ein Beluga und eine ganze Robbenherde: Nach drei Stunden auf dem Boot sind wir überwältigt. Und am nächsten Tag, beim Rückblick auf unsere Tour, noch viel mehr. Ist es wirklich wahr, dass wir einen Blauwal gesehen haben? So richtig glauben können wir es immer noch nicht.
2 Comments
inka
Waaaaas, ich fasse es nicht! Mir sind gleich BEIDE Kommentare von Dir durchgerutscht. Ich überarbeite den Artikel gerade (nicht wesentlich) und sehe da Deine Kommentare und sitze ier nun und kreische ein bisschen. Ein Blauwal! Ooohhh! Ok, nagut, ich weiß ja wie das ist, zack und weg meist, da war das Erlebnis in Island schon grandios, aber einen Blauwal hätte ich dennoch super gerne mal erlebt. Ich wage ja nichtmal zu hoffen, dass ich den vielleicht in der Antarktis…
Aber Kanada ist auch ein klasse Ziel, das würde ich mir mal wünschen. Aber mit mehr Zeit als der, die ich zur Zeit habe.
Viele Grüße und ganz herzlichen Dank für die Verlinkung!
/inka
Maria-Bettina Eich
Hallo, Inka,
ja, die Begegnung mit dem Blauwal war eher symbolisch: ein bisschen dunkle Haut, der Blas – und die Erklärung, dass er das nun ist, der Gigant. Nach ein paar Ab- und Auftauchgängen war’s das dann. Immerhin war das Geräusch der Blas-Fontäne fast gespenstisch laut. Resultat: schon irgendwie großartig, aber irgendwann möchte man nochmal näher ran an einen Wal!
Gruß,
Maria