Zuletzt aktualisiert am 23. Januar 2016 um 19:33
Ein paar Erinnerungen an die Dinge, die wir auf Reisen ausgelassen haben. Über die Gründe, die uns dazu bewogen haben, und die B-Seite der großen Highlights.
Die Niagarafälle waren wirklich nahe. Eineinhalb Stunden von Toronto, wo wir nicht nur drei Tage Zeit, sondern anfangs sogar einen Mietwagen hatten. Wir sind nicht hingefahren. Wir waren zweimal mit unseren Kindern in New York und nicht auf dem Empire State Building. Waren x-mal in London und noch nie im Tower. Haben den Petersdom geschwänzt, obwohl wir katholisch sind.
Auch aus der Entfernung schön: Empire State Building
Dabei schauen wir bei unseren Reiseplanungen immer auf die Interessen der Kinder, und Kinder mögen spektakuläre Sehenswürdigkeiten. Aber manchmal müssen wir einfach passen. Meistens ist es wie bei den Niagarafällen: absoluter Unwille der Eltern, sich gegen Ende einer Reise voller Eindrücke an einen übervollen Touristenort zu begeben – auch, wenn dort eins der größten Naturwunder der Erde lauert. Aber unsere Hirne waren auch ohne das Megawunder schon angefüllt mit Dingen zum Wundern. Und ein kleinerer Wasserfall würde es irgendwann später auch mal für uns tun.
Kein Tower, dafür zufällig die Übungen zur Geburtstagsparade der Queen
Beim Tower hatten wir schon fast die Warteschlange erreicht, als uns der Anblick der Preisliste abstieß. Nö, dachten wir, mit uns nicht. In London gibt es auch sonst noch jede Menge englische Geschichte. Wobei nicht auszuschließen ist, dass wir irgendwann mal in den Tower hineingehen – sobald einer aus der Familie es für unbedingt nötig hält. Bei echtem Interesse verkraftet man Besuchermassen und Wucherpreise bei Attraktionen wesentlich besser, wie wir am Kolosseum festgestellt haben und wie zumindest unsere Kinder in den Warteschlangen unter dem Eiffelturm fanden. Aber einfach der Vollständigkeit halber? Und sowieso ist Vollständigkeit Definitionssache. War man richtiger in New York, wenn man auf dem Empire State Building war, anstatt sich während der Zeit historische Wohnungen an der Lower East Side anzusehen?
Manchmal geht das mit den Must-Sees sogar richtig schief – zumindest bei uns. Unser jüngstes Erfüllen einer Touristenpflicht bestand in einem familiären Spaziergang zum Times Square. Muss man schließlich gesehen haben, wenn man schon in New York ist. Und den ungeheuerlichen M&M-Shop dortselbst (siehe Bild ganz oben): den auf jeden Fall auch. Mit seinen regenbogenbunten Säulen voller M&Ms, die man sich individuell in Tüten abfüllen kann – bis zum ultimativen Familienkrach: Wieviel darf wer? Zahlt Kinder- oder Elternbörse? Nicht zu viel einfüllen! Und, hey, geben wir hier wirklich gerade 17 Dollar für US-Smarties aus? Ein Programmpunkt voller Unklarheiten und Missverständnisse, an dessen Ende jeder jedem grollte. Wären wir bloß nicht hingegangen! Die Neonreklamen am Times Square sind zwar der Wahnsinn, aber einige Blocks davon entfernt sind sie immer noch der Wahnsinn. Die B-Seite der Attraktion ist immer noch Attraktion genug.
Wobei… Nicht immer. Ich bin schon seit vielen Jahren bei Reiseplanungen Verfechterin der B-Seite: Ring of Beara statt Ring of Kerry, Lizard Point statt Land’s End – alles klasse. Und dann: die Speyside im Osten Schottlands statt der Highlands. Bei der Hinreise die Highlands kurz gestreift: zwar recht voll, aber wow! Wie toll! Und dann die Speyside. Nicht viel zu tun außer Whisky-Tasting. (Das war, bevor wir Kinder hatten.)
Fazit Nummer eins: Nicht immer ist die B-Seite der Bringer. Und Fazit Nummer zwei: Die Ausnahme bestätigt die Regel. Akut denke ich über eine Reise in die wenig berühmten Nachbarlandschaften des Lake District nach.
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