Zuletzt aktualisiert am 12. Mai 2017 um 20:20
Je öfter ich in die Schweiz kam, desto rätselhafter erschien sie mir. Und ich bin oft da – zum einen beruflich, zum anderen wohnen wir nicht sehr weit von der Grenze entfernt. Irgendwann habe ich beschlossen, Fotos von den vielen Dingen zu machen, die mir in der Schweiz so unvereinbar erschienen. Ich dachte, wenn ich sie langsam zu einem Mosaik zusammensetze, komme ich dem Geheimnis der Swissness vielleicht auf die Spur. Es ist schon irritierend: ein Land, das sich kulturell und geographisch ganz nah an unserem befindet und das trotzdem so anders ist. Ich habe immer noch das Gefühl, die Schweiz ist eine Art Bananenschale, auf der mein Kopf ausrutscht. Aber immerhin habe ich jetzt ein schweizerisches Bildmosaik. To be continued.
In Sachen Kunst, Design, Architektur ist die Schweiz ziemlich stylisch und kreativ.
Messe Basel, Neubau von Herzog & de MeuronBasel, Museum Tinguely
Dann wiederum gibt es Orte mit einer etwas tristen Altherren-Patina, die an die Atmosphäre in den Romanen von Martin Suter erinnern.
Rio Bar, ZürichChocolatier Auer, Genf (Schoko-Paradies; s.u.)
Folklore ist wichtig.
Die Kuh ist nicht nur Klischee, sondern Ikone Auch in Zeiten der Globalisierung kommen noch landestypische PKWs vor
Außerdem ist da ist dieser hintergründige Humor. Manchmal weiß man als tumber Teutscher nicht, was die Schweizer ernst meinen und was nicht. Es gibt jedenfalls immer wieder Anlass zu der Vermutung, dass sie lässiger sind als wir.
Basel Badischer BahnhofDas Straßenpflaster in Genf spricht abends zu einem
Wie diese Coolness allerdings mit der gänzlich unironischen Traditionsverbundenheit zusammenpasst, von der das Bild der meisten Schweizer Städte und Dörfer erzählt, begreift das deutsche Hirn manchmal nicht. Also, jedenfalls meins.
Fassade in Schaffhausen Zürich, Schweizer Nationalmuseum
Und dann die Flagge. Sie könnte jeden Designwettbewerb gewinnen. Und wird entsprechend eingesetzt: als Gemarkung, Signal des eidgenössischen Nationalstolzes und Designelement.
Alpensignal im Engadin – danke fürs Foto an Kat’l Schöner pürieren dank Schweizerkreuz
Was die Schweizer richtig gut können, das können sie richtig gut. Raclette, Schokolade, Ovomaltine, Geld, Messer, Uhren. Sie sind stolz darauf – aber während sie dem gediegenen Luxus einerseits nicht abgeneigt sind, schaffen es andererseits immer wieder, ihre traditionellen Errungenschaften kultig zu präsentieren.
Amandes Princesse, unbedingt beim Genfer Chocolatier Auer (s.o.) kaufen Messestand der Luxusuhrenmarke Roger Dubuis bei der Genfer SIHH
Vielleicht liest dies ja der eine Schweizer oder die andere Schweizerin und findet, ich habe alles völlig falsch verstanden. In dem Fall – und auch sonst – freue ich mich sehr über einen Kommentar. Denn ich habe mit dem Rätsel Schweiz noch nicht abgeschlossen!
und hier zu einem ganz unvergleichlichen Café in Zürich
5 Comments
Ellen
Liebe Bettina,
Haha, gut getroffen!
Du hast der Rätsels Lösung meines Erachtens bereits gefunden: Schweizer und Deutsche sind grundverschieden – nur dass beide Seiten das oft nicht wahrhaben wollen, denn immerhin spricht man ja auch annähernd eine gemeinsame Sprache. Zumindest meinen wir das. Tatsächlich ist das Kommunikationsverhalten aber grundverschieden. Das wiederum führt oft zu Missverständnissen.
Du hast hier eines meiner Lieblingsthemen getroffen. Ich habe nämlich einen deutschen Pass, habe aber mein ganzes Leben in der Schweiz verbracht. Da ich selber eher wie eine Schweizerin kommuniziere werde ich von Deutschen zuweilen falsch verstanden bzw falsch interpretiert. Da muss ich Dinge viel nachdrücklicher formulieren, um mir Gehör zu verschaffen und viel direkter sein.
Ja und wir mögen es manchmal ein wenig angestaubt, dann aber wieder superschick.
Sehr schön beobachtet!
Lieber Gruss,
Ellen
Maria-Bettina Eich
Liebe Ellen,
interessant, dass Du das Kommunikationsverhalten regelrecht grundverschieden findest – als De-facto-Schweizerin mit deutschem Pass hast Du damit bestimmt eingehende Erfahrungen gemacht und stehst nicht immer wieder vor Rätseln wie ich. Gleichzeitig freue ich mich über die Unterschiede, schließlich machen sie das Leben interessant, und es ist auch schön, in der Schweiz zu sehen, wie anders man mit der im Grunde ja gemeinsamen Sprache umgehen kann – das finde ich bereichernd.
Einen Gruß über die Grenze,
Maria-Bettina
Christin
Hallo Maria,
ich habe bisher nur urige Erinnerungen an die Schweiz. Dank unseres schweizer Professors hat es uns im Bachelor-Studium ein paar Mal in die Schweiz verschlagen. Gefühlt habe ich bei unserer Wander-Exkursion durch die Alpen jeden Stein dort fünfmal umgedreht. Wir haben eine ganz rustikale Käserei besucht, haben einmal auf einem Scheunenboden geschlafen, eine andere Unterkunft konnte man nur per Seilbahn erreichen. Schon kurios, vor allem, wenn man aus der flachen norddeutschen Großstadt kommt 😉 Die schweizer Städte haben wir dafür komplett ausgelassen, aber das werde ich noch nachholen!
Viele Grüße
Christin
Maria-Bettina Eich
Hallo, Christin,
die Städte sind zwar cool, aber dann auch wieder urig – irgendwie anders und eigenwillig schweizerisch! Ich selbst komme ebenfalls aus einer flachen norddeutschen Großstadt, in der ich zwar schon seit vielen Jahren nicht mehr lebe, aber für mich ist diese ganze Bergwelt nach wie vor immer wieder total erstaunlich. Was die Städte angeht: Basel ist deutschlandnah und wirklich toll, gerade auch mit Kindern!
Herzlich,
Maria