Zuletzt aktualisiert am 30. Dezember 2017 um 12:07

New York 1943. Linus ist Laufbursche und beliefert die Kunden seines Vaters an der Upper East Side mit Lebensmitteln. Einer von ihnen ist ein Maler mit europäischen Wurzeln, dessen Namen – Piet Mondrian – Linus sich nicht merken kann. Da er stets Orangen bestellt, nennt er ihn Mr. Orange.

Boogie-Woogie, Minimalismus und Primärfarben

Mr. Orange lebt in einer Umgebung, die Linus überrascht und fasziniert. An die weißen Wände seiner minimalistisch eingerichteten Wohnung hat er eckige Flächen in Primärfarben geheftet. Aus seinem Plattenspieler schallt Boogie-Woogie. Die Musik, die klaren Farben und die Stadt New York sind für Mr. Orange Verheißungen einer neuen und besseren Zeit.

In seiner Heimat Europa allerdings geht zunächst einmal eine alte Zeit unter, denn der Zweite Weltkrieg tobt. Linus’ ältester Bruder meldet sich freiwillig als Soldat. Seine Briefe unterlegen das Alltagsleben von Linus und seiner Familie mit einer bedrohlichen Schwingung. Die Hoffnung, dass der Bruder und seine Kameraden für eine neue, freiere und bessere Welt kämpfen, hält den Optimismus seiner Familie am Leben. Für Linus hat diese neue Welt ein Gesicht: Er stellt sie sich vor wie die Moderne des Mr. Orange.

Verheißungen einer neuen und besseren Zeit

In ihrem Roman APFELSINEN FÜR MR. ORANGE (Gerstenberg Verlag) schlingt die Niederländerin Truus Matti einen Knoten aus amerikanischer Freiheitsliebe, Kriegsängsten und dem utopischen Impetus der modernen Kunst. Der kommt aus dem kaputten Europa ins zukunftsträchtige Amerika und findet dort einen fruchtbaren Boden.

Truus Matti erzählt von komplexen Dingen, aber sie tut das in einem so unaufgeregtem Ton und mit einer so klaren Strukturierung ihrer Handlungsstränge, dass Geschichte und Kunst sich für Leser ab etwa 10 Jahren zu einem einleuchtenden Bild vereinen.

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