Zuletzt aktualisiert am 31. Mai 2020 um 23:07
Beate und Carsten haben zusammen mit ihren drei Söhnen im Teenageralter eine Route bereist, die Legende ist: Sie sind mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Peking gefahren – mit Zwischenstationen in Sibirien und der Mongolei. Was sie erlebt haben, wie man eine Familienreise mit der Transsib plant, was man vorher wissen sollte und mit welchen Eindrücken sie nach Hause gekommen sind, erzählt Beate im Interview. (Oben; im mongolischen Jurtencamp: Markus, 18, Felix, 13, und Niklas, 15)
Reiseplan und Vorbereitung
Wie sah eure Route aus, wie lange wart ihr unterwegs?
Von Stuttgart sind wir nach Moskau geflogen, haben dort einige Tage verbracht und dann die Transsibirische Eisenbahn genommen. Unser erster Stopp war in Irkutsk am Baikalsee. Danach sind wir in die Mongolei gefahren, haben dort Ulan Bator angeschaut und eine kleine Rundreise gemacht und sind danach bis Peking gereist. Von dort ging es wieder per Flugzeug zurück. Insgesamt waren wir knapp dreieinhalb Wochen unterwegs.
Eure Söhne waren bei der Reise 13, 15 und 18 Jahre alt. Waren sie an der Reiseplanung beteiligt?
Ja, wir haben viel darüber diskutiert, was wir wo machen wollen, was uns wichtig ist. Anfänglich war allerdings der Gedanke an die Bahnfahrt eine Katastrophe für die Jungs. Schließlich haben sie sich aber doch einigermaßen mit der Idee angefreundet.
Du hast alle Einzelheiten selbst gebucht – wie bist du dabei vorgegangen?
Zuerst habe ich Kontakt zu dem Reisebüro Gleisnost in Freiburg aufgenommen, das auf Zugreisen in Russland spezialisiert ist. Die Züge der Transsibirischen Eisenbahn fahren nicht jeden Tag nach dem gleichen Plan, und die aktuellen Fahrpläne werden nur kurzfristig veröffentlicht, deshalb mussten wir diese Buchung professionell vornehmen lassen. Das Reisebüro hat da seine Erfahrungswerte. Der nächste Schritt waren die Flüge. Die habe ich in einem Reisebüro gebucht, da sich der Gabelflug schlecht online buchen ließ. Den Rest habe ich per Internet gemacht, nur unsere Mongolei-Tour haben wir über Gleisnost organisiert.
Der Anfang: Städtetrip Moskau
Eure erste Station war Moskau. Wie lange wart ihr da, wie gefiel es euch, was habt ihr gemacht und gesehen?
Wir hatten für unsere Ankunft am Spätnachmittag gleich einen Transfer vom Flughafen zum Hotel mit Stadtrundfahrt gebucht – das war sehr praktisch, so haben wir gleich am ersten Tag einen ersten Eindruck bekommen. Am zweiten Tag haben wir auf eigene Faust den Kreml besucht, das hat den ganzen Vormittag in Anspruch genommen. Es war sehr eindrucksvoll, nur das Problem Rüstkammer hatten wir unterschätzt – die hätten wir gerne gesehen, hätten aber definitiv vorab buchen müssen.
Am Nachmittag haben wir uns ein bisschen durch die Stadt treiben lassen und waren in einem In-Viertel: der Schokoladenfabrik Roter Oktober mit einem Kunstpark, in dem man die ganzen abgebauten Lenin- und Stalin-Statuen gelagert hat. Abends sind wir in die O2-Lounge im Ritz-Carlton beim Kreml gegangen, um den Blick über die Stadt zu erleben. Die Reichen und Schönen und wir! An unserem letzten Tag haben wir uns das Bolschoi-Theater angeschaut und ein paar Einkaufszentren, waren beim Arbat, beim KGB und im Kinderkaufhaus – einem riesigen Einkaufszentrum nur mit Sachen für Kinder. Überhaupt hat Moskau einiges für Kinder zu bieten, auch für jüngere. Die berühmten prächtigen U-Bahn-Höfe haben wir sowieso gesehen, weil wir mit der U-Bahn gefahren sind. Insgesamt haben wir für zweieinhalb Tage einen ganz guten Eindruck bekommen.
Transsibirische Eisenbahn: Alltag im Zug
Danach ging die Zugfahrt los. Wie lange wart ihr im Zug?
Abends nach 23 Uhr ist die Bahn abgefahren. Zuerst waren wir sehr aufgeregt und leicht überfordert, als wir mit unserem Gepäck in dem winzigen Zugabteil standen. Wir hatten ein Viererabteil; Markus, unser Ältester, musste auswärts schlafen, in einem anderen Abteil. Die erste Zugetappe war unsere längste: Wir sind dreieinhalb Tage gefahren. Während dieser Zeit hatten wir insgesamt fünf Stunden Zeitverschiebung.
Wie kann man sich den Tagesablauf in der Transsib vorstellen?
Als Erwachsener schaut man natürlich gern aus dem Fenster. Die Kinder nutzen ihre Handys, wobei wir ihnen keine russischen SIM-Karten gekauft haben – sie waren also offline. In den Bahnhöfen, in denen man längere Aufenthalte hatte, gab es dann manchmal Internet. Die Jungs haben außerdem Karten gespielt, wir haben ein bisschen gelesen, sind ab und zu eingedöst, die Kinder haben so viel Fitness-Training wie möglich im Abteil gemacht. Markus hat unterwegs einige Backpacker aus Holland und Frankreich kennengelernt, mit denen die Jungs Karten gespielt haben. Ab und zu sind mein Mann und ich in den Speisewagen gegangen, haben Kaffee und mal ein Bier getrunken. Der Speisewagen war sehr sowjetisch; der Kaffee wie in der Türkei. Immer wieder ist die ganze Familie zu dem Samowar gelaufen, den es in jedem Waggon gibt, um heißes Wasser für Tee oder für das Tütenessen zu holen, das wir dabeihatten. Du lebst in den Tag hinein – wenn du müde bist, schläfst du, und nimmst so auch die Zeitverschiebung ohne Jetlag mit. Die dreieinhalb Tage gingen sehr schnell vorbei.
Bevor du aussteigst, wirst du rechtzeitig von den Schaffnern geweckt, um dein Bett noch abziehen zu können. Bettbezüge bekommt man zusammen mit einem Handtuch in Plastik verschweißt. Hinten in jedem Waggon gibt es eine Toilette mit Waschbecken und Strom. Pro Abteil hat man eine Steckdose zum Aufladen der Handys, auf dem Gang noch zwei – da war immer Stau. Einen Adapter brauchten wir nirgends: nicht im Hotel, nicht in der Jurte, nicht in der Bahn. Alles nicht mehr so exotisch wie eine Reise in die USA!
Für mich war während der Zugfahrt die Landschaft ausreichend; ich hatte ein Buch dabei, habe es aber nicht gelesen. Am Anfang sind wir durch Industriebrachen gefahren, dann kamen wir in Jekaterinburg vorbei, durch riesige Schilfwälder und kleine Örtchen. Nowosibirsk haben wir verschlafen; als wir über die Wolga gefahren sind, habe ich die Familie geweckt, und in Krasnojarsk haben wir diese typischen osteuropäischen Wohnsiedlungen gesehen. Es war ein guter Querschnitt.
Was isst man, wenn man tagelang Zug fährt?
Viele Lebensmittel hast du speziell für die Zugfahrt gepackt –
Genau, gerade für die erste Etappe hatten wir viel dabei. Vor allem Fertiggerichte, die man mit Wasser aufrühren kann. Außerdem Nutella, Erdnussbutter und ein paar Süßigkeiten: die Basics, die man unbedingt braucht. In Moskau haben wir Brot, Wasser und ein paar frische Sachen eingekauft. Im Zug gibt es einen kleinen Kiosk, bei dem man sich eindecken kann, außerdem kann man an jedem Bahnhof einkaufen. Man fragt den Schaffner, wann der Zug weiterfährt, ohnehin hängt ein guter Fahrplan im Abteil, und dann funktioniert es gut. Letztlich haben wir gar nicht im Speisewagen gegessen und uns ganz mit dem Mitgebrachten verköstigt. Wir haben vorher sorgfältig ausgewählt: Es mussten Fertiggerichte sein, die uns schmecken, die nicht viel Platz wegnehmen und für die man nur heißes Wasser braucht.
Auch toilettentechnisch hattest du vorgesorgt?
Richtig. Es gibt ja Unterwegs-Toiletten, die schon hilfreich sein können, denn die Zugtoiletten werden eine halbe Stunde vor jedem Bahnhof geschlossen und erst eine halbe Stunde nach dem Bahnhof wieder geöffnet. Vor allem an der Grenze zu China wird das Thema relevant, wo man einen vierstündigen Nachtstopp hat. Da können die Toiletten dann fünf oder sechs Stunden ganz verschlossen sein.
Sibirien: Irkutsk und der Baikalsee
Wie sah euer erster Zwischenstopp aus?
Zuerst sind wir in Irkutsk in Sibirien ausgestiegen. Dort hatten wir ein Wanderprogramm am Baikalsee mit Übernachtungen unterwegs gebucht. Dieser Plan hat sich insofern zerschlagen, als unser Guide nicht aufs Wandern eingerichtet war und stattdessen geplant hatte, dass wir zweimal in Bolshie Koty am Baikalsee übernachten würden. Wir mussten uns damit arrangieren, haben aber gegen den Widerstand des Guides entschieden, dass sie uns in das Örtchen Listwjanka bringen lässt und wir dann alleine die Etappe nach Bolshie Koty wandern. Sie selbst ist mit unserem Gepäck mit dem Boot gefahren, wir sind gelaufen. Das war abenteuerlich, weil wir kein Kyrillisch lesen können und oft überhaupt nicht wussten, wo der Weg entlanggeht. Ursprünglich hatten wir eine geführte Tour gebucht, was für die Sicherheit besser gewesen wäre. Es war eine anstrengende, tolle Wanderung bei nebligem und regnerischem Wetter.
Die Unterkunft dann war extrem einfach, mit Dusche und Toilette im Hof. Es war eine Ferienanlage, in der Familien aus Irkutsk Urlaub machen: Großmütter, Mütter, Kinder, Studenten; sehr basic. Die Jungs haben sich damit schon schwergetan, andererseits waren die Leute vor Ort begeistert, wenn sie mal ihr Deutsch ausprobieren konnten – im Grunde war es nett. Wir haben in einer sehr einfachen Banja gebadet, haben den für den Baikalsee typischen Fisch Omul aus einer Räucherei geholt und am See gepicknickt – hat Spaß gemacht. Die Jungs haben in der Ferienanalage Studenten aus Irkutsk kennengelernt, die sie auf ihre Party eingeladen haben, das war wunderbar. Mit einem von ihnen hat Markus sich gut unterhalten, und er hat Markus eingeladen, ihm Irkutsk zu zeigen, nachdem wir mit dem Schnellboot dorthin zurückgekehrt waren.
Irkutsk ist keine schöne Stadt, aber faszinierend für uns. Anders als in Moskau, das absolut westlich ist, fühlst du dich in Irkutsk zurückversetzt in den Sozialismus. Trotzdem gibt es alles – wie zum Beispiel Adidas-Shops. Typisch dort sind die Holzhäuser – wir waren in einem sehr schön renovierten Touristenviertel. Wie schon in Moskau haben wir in Irkutsk georgisch gegessen: Der Georgier ist der Italiener Russlands. Auf den Straßen sieht man viele junge Paare, die Russinnen sind sehr schick, das Klischee stimmt. Dennoch merkt man: Irkutsk in Sibirien ist etwas anderes als Moskau.
Jurten und Kamele: In der Mongolei
Wie ging es weiter?
Unser zweiter war ein chinesischer Zug; der erste war ein russischer gewesen. Es gibt bei der Transsibirischen Eisenbahn viele verschiedene Strecken und Züge. Fast einen halben Tag lang sind wir bei sehr schönem Wetter um die Südspitze des Baikalsees gefahren, dann ins Hochland und in die Mongolei. Die Zugetappe dauerte von einem Morgen bis zum nächsten.
Wie verlief euer Stopp in der Mongolei?
In Ulan Bator hat uns unsere Guide mit Fahrer abgeholt; das hatte ich im Voraus gebucht. Die Guide hat in Mittweida in der DDR studiert und sprach sehr gut deutsch. Mit ihr haben wir Ulan Bator mit dem Dschingis-Khan-Denkmal besichtigt und waren in einem Museum über die Geschichte des Mongolischen Reichs. Später sind wir herausgefahren aus der Stadt, wo die Guide einen besonderen Tipp für uns hatte: Einmal im Jahr gibt es in der Mongolei das Naadan-Fest, ein Reiterfest, bei dem auch gerungen wird. Dieses Fest fand nicht während unserer Reisezeit statt, aber ein Art kleinerer Version davon. Es war sehr bunt, die Atmosphäre dieses Festivals war faszinierend: Kindern auf Pferden, Ringer, Menschenmassen. Unsere Jungs sind Quad gefahren. Ohne Guide hätten wir niemals erfahren, dass das stattfand.
Danach sind wir in den Hustai-Nationalpark gefahren, wo wir in einem Jurtencamp übernachtet haben (siehe Foto ganz oben). Die Jungs hatten ihre Jurte, wir hatten unsere, es gibt ein Sanitätsgebäude, und auch für das Essen existiert eine eigene Jurte. In diesem Nationalpark haben sie die in der Mongolei ausgestorbenen Przevalski-Wildpferde wieder angesiedelt; außerdem haben wir Murmeltiere gesehen. Die Landschaft und ihre Farben waren sagenhaft.
Am nächsten Tag sind wir bei Regen nach Karakorum, in die alte Hauptstadt der Mongolei, gefahren und haben dort das sehr berühmte Kloster Erdene Dsuu und die restlichen Überbleibsel von Karakorum angeschaut. In unserem zweiten Jurtencamp gab es am Abend eine kleine Folklore-Vorführung. Wir haben uns gedacht, okay, wenn wir schon hier sind, schauen wir uns das an, aber schließlich war es richtig toll mit guter Musik und vielen jungen Leuten. Die Jurte wurde wegen des Regens beheizt, es war sehr gemütlich. Außer uns waren vor allem Reisegruppen als Gäste da. Später hat uns die Guide zu einer Familie mitgenommen, die in einer Jurte lebt. Man trinkt dort geronnene Stutenmilch, die wir auch alle probiert haben. Es war gar nicht so schlimm; hat mich an Buttermilch erinnert. Ziemlich schrecklich waren allerdings getrocknete Quarkecken – außerdem gab’s Joghurt.
Am Ende unserer Zeit in der Mongolei kam das Highlight: der Kamelritt. Ein alter Mongole ist auf seinem Pferd vor uns hergeritten und wir auf den Kamelen hinterher, eine gute Stunde lang.
Letzte Etappe: durch die Wüste Gobi nach Peking
Danach ging es Richtung Peking?
Ja, wir sind mit einem blitzsauberen Zug durch die Wüste Gobi gefahren, wo wir einmal ausgestiegen sind und den Wind gespürt haben. In der Gegend sieht man viel Militär. Die Fahrt hat einen Tag und eine Nacht gedauert. Während der Nacht kommt man an die Grenze zu China, wo ein Radwechsel stattfindet, aufgrund dessen der Zug so lange steht. Das Oberteil vom Zug wird im Grunde von den Rädern gehoben und auf neue Räder gestellt.
Und dann Peking: Wie viel Zeit hattet ihr dort, wie habt ihr sie verbracht?
Peking war schwül, heiß, voll, chaotisch: eine andere Welt. Unsere erste Aktivität war eine Führung zum Platz des Himmlischen Friedens und durch den Kaiserpalast, die ich über China Tours gebucht habe. Ohne Guide wären wir wahrscheinlich gar nicht in den Kaiserpalast hineingekommen oder hätten uns darin verlaufen. Danach waren wir auf dem Kohlehügel gegenüber dem Palast. Die Guide hat uns empfohlen, in den Food Courts der großen Kaufhäuser essen zu gehen. Am nächsten Tag hat uns ein anderer Guide abgeholt und in den irrsinnig vollen Sommerpalast geführt.
Danach haben wir den Tempel der Azurblauen Wolke in den Duftbergen besucht, wo es deutlich ruhiger war. Dort fing es an, dass die Kinder gefragt wurden, ob man Fotos von ihnen machen dürfte, dass sie angehimmelt wurden und Mädchengruppen gekichert haben… Am Abend sind wir auf eigene Faust U-Bahn gefahren, was super funktioniert, da alles auf Englisch ausgeschildert und idiotensicher erklärt ist. Wir sind an den See in Beihai gefahren, an dem man abends weggeht. Alles war bunt, voll und sehr nett: wunderbares Licht und verrückte Gerüche.
Am Tag danach sind wir, wieder mit dem Guide, an die Chinesische Mauer gefahren, an den Abschnitt Gubeikou. Bis dorthin dauert es zwei Stunden, aber ich wollte zu einem Mauerabschnitt, an dem es nicht so voll ist. Dort waren wir eigentlich allein unterwegs, es war auch nicht alles renoviert. Eine Bäuerin hat vor Ort unseren Guide geführt. Die Wanderung auf der Mauer war toll, allerdings war es unglaublich heiß.
Wir haben noch einiges erlebt: An einem Abend waren wir im 80. Stock der China World und haben den Sonnenuntergang und die Aussicht über Peking genossen. In einem entzückenden Café hat man mir als Mutter von drei Jungen spontan einen Blumenstrauß geschenkt. Ein architektonisches Highlight war das Opernhaus, zu dessen Eingang man durch einen verglasten Gang unter einem See hindurch gelangt. Eines Abends kamen wir zufällig an eine katholische Kirche, vor der Musik gemacht wurde und die Leute getanzt haben – eine tolle Stimmung. Die Wohnungen sind so klein, dass die Menschen viel draußen sind. Fünf Nächte haben wir uns für Peking genommen, dann sind wir zurückgeflogen.
Familienreise mit der Transsib: Gesundheit, Klima, Verständigung
Wie lief es sprachlich an den verschiedenen Stationen der Reise?
In den Restaurants in China kamen wir nicht immer mit Englisch zurecht, die Russen allerdings können Englisch und oft sogar Deutsch, und auch in der Mongolei lief es problemlos.
In welchem Monat genau seid ihr gereist, und wie war das Klima?
Wir waren im August unterwegs, was sicher nicht die ideale Reisezeit ist. Moskau war heiß, Peking auch; für diese Großstädte sind die deutschen Sommerferien suboptimal. In Peking hatten wir übrigens keinen Smog. Für den Baikalsee war es fast schon zu spät, im August kippt der Sommer bereits ein bisschen, dort war es regnerisch.
Habt ihr irgendeine spezielle gesundheitliche Vorsorge getroffen?
Gegen Hepatitis A und B solltest du geimpft sein; alles Weitere hängt davon ab, mit welchem Arzt du sprichst. Wir haben uns noch gegen japanische Encephalitis impfen lassen, was wir wahrscheinlich gar nicht gebraucht hätten. Wenn man in der Mongolei in Gewässern baden wollte, müsste man noch weitere Vorkehrungen treffen.
“Ich würde sofort wieder fahren!”
Wie haben deine drei Söhne die Reise erlebt, was waren die eindrücklichsten Erlebnisse für sie?
Die zwei Weltstädte waren beeindruckend – die Tatsache, dass es auch auf der Seite der Welt solche Städte gibt, dass Moskau so eine gigantische Stadt ist. Die Mongolei mit den Jurten war sehr eine sehr eindringliche Erfahrung. Auch die Leute, die Art, das Leben in der Mongolei hat die Kinder sehr beschäftigt; unsere Guide hat viel erzählt – man fragt sich, wie das Leben dort weitergeht. In Ulan Bator gibt es ähnliche Probleme wie mit den Indianern in Reservaten: Wenn man mal in einer Jurte gelebt hat, kann man sich nur schwer an das Leben im Hochhaus gewöhnen, das kann ich mir gut vorstellen. Außerdem haben die Jungs festgestellt, dass Shopping auf so einer Reise keinen Sinn macht, denn die westlichen Produkte, die sie interessieren, sind dort schweineteuer. Auch die Erfahrung, dass man in Peking kein Facebook nutzen kann, war interessant.
Würdest du eine ähnliche Reise auch mit jüngeren Kindern empfehlen?
Ich kann mir schon vorstellen, dass das funktioniert; wir haben einige Familien mit jüngeren Kindern gesehen. Die Städte sind mit Kleineren natürlich brutal anstrengend, aber man kann die Reise ja auch anders einteilen und vielleicht länger am Baikalsee bleiben. Die Zugreise an sich lässt sich auch mit jüngeren Kindern machen.
Was wäre dein wichtigster Rat für jemanden, der eine ähnliche Familienreise plant?
Man sollte ein paar Lebensmittel mitnehmen, die die Kinder gern essen, und Sachen, mit denen sie sich beschäftigen mögen. Außerdem haben wir immer wieder gehört, dass man entweder im Sommer oder im Winter mit der Transsibirischen Eisenbahn fahren soll, weil es im Frühling und im Herbst wohl sehr nass und grau ist.
Dein Fazit der Reise?
Ich würde sofort wieder fahren.
Danke an Beate K. für die Antworten und die Fotos!
Alle Fotos: (c) Beate K.
10 Comments
Ellen
Wow, was für eine coole Reise! Ich bin total begeistert! Ich glaube ich sollte unsere Pläne für das nächste Jahr nochmal überdenken.
Vor fast dreissig Jharen war ich mit meinem damaligen Freund und jetzigen Mann drei Wochen am Baikalsee unterwegs – und eigentlich wollten wir immer mal wiederkehren…
Lieber Gruss,
Ellen
Maria-Bettina Eich
Nach 30 Jahren wird’s mal wieder Zeit, oder? Ich finde diesen Familientrip mit drei Jungs auch extrem cool, allein durchs Interview bin ich schon total in Stimmung gekommen!
Lieber Gruß zurück,
Maria
Vera
Diese Trans-Sib-Tour steht schon lange in meiner
Reise-Top-10, gerne mit meinen 3 Mädels ! Spätestens nach diesem Interview
ist deutlich warum !!! Bin völlig begeistert, mental mitgereist und würde am liefsten auch SOFORT losziehen. Ein besonderes Erlebnis – klasse und sehr cool !
Maria-Bettina Eich
Wie wär’s mit 2 Müttern und 5 Mädels??? Wär doch der Hit!
fouronaworldtrip
Vielen Dank für den wahnsinnig interessanten Artikel! Ich habe auch 2 Jungs (allerdings jünger, 5 und 9) und ich kann mir so gar nicht vorstellen, mit denen tagelang in einem Zug zu sitzen; die 5 Stunden zu meiner Familie sind ja schon eine Herausforderung. Allerdings kann ich mir denken, dass man eine ganz andere Einstellung zu so einer Reise hat, als wenn die Zugfahrt nur Mittel zum Zweck ist.
Maria-Bettina Eich
Vielleicht ist genau das der Knackpunkt: sich darauf einzustellen, dass die Zugfahrt nicht nur ein Mittel ist, um von A nach B zu kommen… Meine Töchter sind im Alter der Jungs aus der interviewten Familie, und trotzdem kann ich sie mir nicht dreieinhalb Tage lang im Zug sitzend vorstellen – mich übrigens auch nicht! Aber ich glaube, diese Erfahrung muss man am eigenen Leib machen, sonst hat man keine Idee davon, wie sie sich anfühlt.
Herzlich,
Maria
Viermal Fernweh
Eine tolle Reise. Ich bin mir nicht sicher, ob ich meine Familie dafür begeistern kann. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. 😉 Liebe Grüße, Ines
Maria-Bettina Eich
Hallo, Ines, man soll nie nie sagen! Ich habe auch Feuer gefangen, der Rest der Familie noch nicht – aber man weiß ja nie; vielleicht treffen wir uns eines Tages unversehens zwischen Irkutsk und Ulan Bator!
Liebe Grüße, Maria
papillionis
Toller Beitrag! Mich hätte noch der Punkt “Kulinarisches” interessiert. Gibt es etwas, was man unbedingt probiert haben muss? Ansonsten toller Einblicke!
Vielen Dank!
Gruß
papillionis
Maria-Bettina Eich
Stimmt, die kulinarische Seite einer solchen Reise ist sehr spannend. Wäre wahrscheinlich ein ganzer Artikel für sich!
Danke fürs Feedback und herzliche Grüße,
Maria