Zuletzt aktualisiert am 18. Februar 2019 um 9:04
Wir sind jetzt Weltmeister, aber würden wir in Deutschland so eine Ausstellung hinbekommen wie das MOTI, das Museum of the Image im niederländischen Breda, mit der Schau “Waanzien”? (Bis zum 31.12.2014) Trauriges Update: Das herrliche Museum existiert nicht mehr.
Waanzien ist eine Mitmach-Ausstellung für Kinder und vor allem für Teens, in der es um die unzähligen Bilder geht, die uns umgeben, und um die Wirkung, die sie auf uns haben.
In einem Beauty-Salon kann man testen, ob man gerne einem Schema-
F-Schönheitsideal entsprechen würde. Bei anderen Hands-on-Stationen beschäftigt man sich mit dem Bild, das man in sozialen Netzwerken von sich vermittelt, und mit der Typisierung menschlicher Erscheinungen.
Es geht um Farbcodes, um die Faszination des Gruseligen und um die Tricks der Marketingexperten, mit denen sie uns zum Kauf von Produkten animieren wollen. Wie man darauf reagiert, kann man beim experimentellen Abarbeiten eines Einkaufszettels ausprobieren, bei dem man unter Zeitdruck Verpackungen auswählen und einscannen muss. Was ziemlich viel Spaß macht, so wie fast alles, was man in dem kompakten “Waanzien”-Ausstellungsraum zu tun bekommt. Wir haben in diesem einen Raum mehr Zeit verbracht als in mehreren anderen Museen zusammen.
Auch als Nicht-Niederländer kann man beim “Nationalen Visuelle-Intelligenz-Test” mitmachen, bei dem es ums Decodieren von Bildern geht: Optische Täuschungen werden analysiert, Bestandteile von Logos entdeckt und verfremdete Bilder erkannt. Den Fragenkatalog, den man hierbei ausfüllt, bekommt man auch in Englisch, und mit etwas elterlicher Übersetzungshilfe kann man “Waanzien” als ausländischer Tourist perfekt auskosten.
Nicht nur die Ideen von “Waanzien” sind cool, auch das Ausstellungsdesign ist es. Eine ähnliche Verbindung von Poppigkeit und Erkenntnisgewinn dürfte man in Deutschland vergeblich suchen.
Und das Thema, um das es geht? Eigentlich extrem wichtig, gerade für Jugendliche, die sich in einer durchmediatisierten Welt orientieren sollen. Den Niederländern scheint das klarer zu sein als ihren deutschen Nachbarn. Sie machen nicht nur eine tolle Ausstellung zur Visual Culture für Jugendliche, sondern ein komplettes Magazin namens DUF. Wir haben Nachholbedarf!
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