Zuletzt aktualisiert am 25. Oktober 2022 um 12:22
Jeder Südtirol-Reiseführer erwähnt, dass man auf keinen Fall die Gärten von Schloss Trauttmansdorff am Rande von Meran verpassen dürfe. Ich habe den Reiseführern geglaubt, aber warum ich unbedingt in diese Gärten sollte, habe ich nicht so richtig verstanden. Bis ich da war. Jetzt kann ich nur sagen: Wer nach Südtirol kommt, gehe unbedingt in die Trauttmansdorffschen Gärten! Und wer mit Kindern reist, darf sie erst recht nicht auslassen. Dafür gibt es gute Gründe.
Schloss Trauttmansdorff: Das klassische Meraner Postkartenmotiv
Es ist im Grunde unmöglich, die botanischen Gärten von Meran zu betreten, ohne bereits diverse Male den Postkartenblick auf Schloss Trauttmansdorff vor eindrucksvollem Bergpanorama und inmitten üppiger Pflanzenpracht genossen zu haben. Der ist in Südtirol nämlich ein omnipräsentes Motiv, das Broschüren, Plakate, Websites und natürlich Postkarten ziert. Wenn man dann da ist, sind die bekannten Panoramen trotzdem atemberaubend, und zwanghaft fotografiert man sie erneut.
Diese Blicke sind allerdings nicht der Grund, warum ich Familien mit Kindern die Trauttmansdorffschen Gärten unbedingt empfehlen muss. Die wenigsten Kinder geraten anlässlich von Panoramen in Ekstase.
Im Inneren der Sukkulente: Künstlerpavillons
Beim Postkartenblick bleibt es nicht. Wir bewegen uns nur wenige Meter auf zufällig gewählten Wegen durchs üppige Grün, als wir eine Art Blob entdecken. Etwas Kürbisartiges, in das man hineingehen kann. Ist man drin, erblickt man den Himmel durch strahlenförmig verlaufende Lichtpunkte. Das ist so wunderbar verrückt, dass ich jeder Familie wünschen kann, ebenfalls möglichst schnell zu diesem seltsamen Fremdkörper in der Landschaft zu gelangen, der, wie wir dem Gartenplan entnehmen, eine Sukkulente versinnbildlichen soll. Jedes Kind, das diesem Gebilde begegnet ist, weiß von jetzt an: Dieser Garten ist keine reine Ansammlung blühender Beete, die Erwachsene in Entzücken versetzen. Er ist mehr – und origineller.
Die Sukkulente ist nur einer von diversen Künstlerpavillons, die sich auf dem Areal der Gärten verteilen und die unterschiedliche Naturphänomene auf kreative Weise erlebbar machen wollen. Nicht alle sind so amüsant wie die Sukkulente, aber auch eine igluartige Holzkonstruktion mit herbstlaubfarbenen Folien, die wie buddhistische Gebetsfahnen flattern, bietet den Sinnen ein recht außergewöhnliches Erlebnis. Wer die Künstler sind, die hinter diesen Pavillons stecken, ist leider nicht in Erfahrung zu bringen.
Attraktionen mit Fell und Flügeln
Dann wären da noch die Tiere. Nicht allzu viele, aber hier und da mal ein paar Ziegen, Alpakas oder Fische im Teich. Es gibt eine Voliere, die wir leider verpassen, und ein Bienenhaus: ein Bienenkorb-ähnliches Gebäude zum Betreten, in dessen Innerem sich ein aufklappbarer Bienenkorb mit Bienenstock verbirgt.
Erlebnisstationen für Kinder
Einige Erlebnisstationen in den Gärten sind speziell für Kinder konzipiert. Zum Beispiel das geologische Mosaik, das die geologischen Formationen und Gesteinsarten Südtirols en miniature veranschaulicht. Oder die Abenteuerbrücke: eine Hängebrücke, die durch eine Art Dschungel zu führen scheint. Die Pflanzen dieses Dschungels sind rekonstruierte Auenwälder – eine Vegetation, die in früheren Zeiten typisch war für Südtirol.
Neben der Hängebrücke findet sich eine erneute Blob-artige architektonische Konstruktion, diesmal aus Holz. Sie nennt sich Knollenhäuschen und entpuppt sich als ein behaglicher, organisch geformter und verwinkelter Rückzugsort für Kinder. An Hörstationen können sie Gartengeschichten in Deutsch, Italienisch oder Englisch anhören, sie finden Lesestoff, gemütliche Ecken und Tische zum Malen.
Design am Berg
Ein Highlight der Gärten von Schloss Trauttmansdorff ist der sogenannte “Thun’sche Gucker”, den der Architekt Matteo Thun 2005 entworfen hat: eine durch eine Treppe gehaltene Aussichtsplattform, die hoch über den Gärten schwebt und einen grandiosen Ausblick auf die umliegenden Berge bietet. Ihr wellenförmiges Dach passt sich den Bergformationen an und bietet einen spektakulären optischen Rahmen. Der Aussichtspunkt ist eines der Beispiele, mit denen die Meraner Gärten zeigen, wie gut sich ansprucksvolle zeitgenössische Architektur in die Landschaft einfügt. Eine solche Art von Panorama mögen auch Kinder: immerhin fühlt es sich abenteuerlich an, auf den “Thun’schen Gucker” zu steigen.
Die Trauttmansdorffschen Gärten sind Erlebnisgärten, und deshalb sind sie auch für Kinder so kurzweilig. Ich selbst finde das Konzept eines Pflanzenparadieses mit Kunst- und Architektur-Einsprengseln herrlich. Weite Bereiche Trauttmansdorffs geben sich allerdings klassisch als botanischer Garten mit heimischen Pflanzen ebenso wie mit Gewächsen aus den verschiedenen Regionen der Erde. Diesem Aspekt des Ensembles werden wir uns beim nächsten Mal widmen, denn es soll ein nächstes Mal geben, nachdem unser erster Besuch viel zu früh wegen akuter Hitze und Sonnenbrandgefahr im April abgebrochen werden musste.
INFO Gärten von Schloss Trauttmansdorff
Merans touristische Infrastruktur ist nur schwer zu überbieten: Zwischen der Innenstadt und Schloss Trauttmansdorff verkehren regelmäßig und häufig Linienbusse. Die Öffnungszeiten der Gärten variieren je nach Jahreszeit; aktuelle Informationen finden sich hier. Der Preis eines Familientickets für zwei Erwachsene und Kinder unter 18 Jahren liegt bei 30,00 Euro. Für die Gärten von Schloss Trauttmansdorff sollte man auf jeden Fall einen halben Tag einplanen; aus dem Besuch lässt sich auch leicht ein Tagesausflug machen. Für die Verpflegung stehen ein Café und ein Restaurant zur Verfügung
2 Comments
Ulrike
Wunderschöne Gärten. Ich war selbst auch schon dort, traumhaft. Toller Bericht.
Viele Grüße Ulrike
Maria-Bettina Eich
1000 Dank! Ich wäre jetzt gerne da…
Liebe Grüße,
Maria