Zuletzt aktualisiert am 15. Oktober 2017 um 17:51
Wenn ich je eine Top-Ten-Liste mit Kinderbüchern über Kunst mache, wird DAS KUNST-HAUS von Sandrine Andrews (erschienen bei Arena) dabei sein: ein Buch mit Zimmern zum Blättern und Aufklappen, jedes angefüllt mit Kunst.
Die Kunstwerke erscheinen in den Bilderbuch-Räumen auf ganz unterschiedliche Weise. Manchmal eignen sie sich direkt für die Inneneinrichtung – wie das Lippen-Sofa oder das Hummer-Telefon von Dalí.
An anderen Orten illustriert die Kunst das Thema eines Zimmers – DAS KUNST-HAUS ist der Beweis dafür, dass die Kunstgeschichte für jeden Raum die passenden Stücke parat hält. Für die Küche einen Riesen-Hamburger von Claes Oldenburg und einen unaufgeräumten Tisch von Daniel Spoerri. Außerdem hängen an jeder freien Wand Bilder, die thematisch zum Wohnraum passen – in der Küche sind das gern Stillleben mit Lebensmitteln.
Überall lassen sich Klappen öffnen, und das heißt: Hinter den ohnehin schon vielen Kunstwerken in diesem Haus verstecken sich noch weitere: hinter dem Hamburger eine Suppendose von Andy Warhol und ein Hot Dog von Robert Rauschenberg; hinter Claes Oldenburgs Plastiktoilette im Bad das Pissoir von Marcel Duchamp. Außerdem bieten die Klappen Erklärungen, und zwar bemerkenswerte: Kurze, griffige Texte liefern viel Hintergrund zu den gezeigten Kunstwerken und erläutern ihre Bezüge zur Alltagswelt.
Das ist denn auch eine der großen Qualitäten des Buchs: DAS KUNST-HAUS zeigt Kindern die Kunst nicht als einen abgeschlossenen, musealen Bereich, der mit ihrem Alltag nicht viel zu tun hat, sondern als ein Medium, das in direkter Beziehung zu ihrer Welt steht. Und nicht nur das: Diese gar nicht langweilige Kunst präsentiert sich noch dazu in einer amüsanten, spielerischen Buchform voller amüsanter Überraschungen.
2 Comments
Anke von Heyl
Liebe Maria-Bettina,
oh, das muss ich mir direkt mal besorgen. So ein spielerisches Herangehen an die Kunst finde ich nicht nur für Kinder toll 🙂
Ich sammele seit vielen Jahren Kinderbücher zur Kunstvermittlung. Wenn ich mir die Reihe so anschaue, so gibt es da viel Schönes. Aber es gibt leider auch sehr oft klassisch-konservative Beispiele. So dass ich immer ganz happy bin, wenn es etwas Neues gibt, dass besonders im Layout mal ein bisschen peppiger daherkommt.
Ich war auf der Website des Arena-Verlags und etwas verwirrt, weil mir da null Bücher angezeigt werden. Ist mein Browser kaputt oder bauen die gerade um? Nun ja, ich werde das Buch schon finden 🙂
Herzliche Grüße von Anke
Maria-Bettina Eich
Liebe Anke,
danke für Dein Feedback. Bei mir wurden eben über die Arena-Website zwar Bücher angezeigt, aber über Sachbuch/Kunst habe ich das Buch auf der Seite nicht gefunden. Das ist seltsam, denn das Buch ist laut Amazon lieferbar; ich habe es auch erst seit kurzem.
Ich teile Deine Ansicht, dass die Qualität der Kinder-Kunst-Bücher stark variiert; manche sind wirklich so konservativ getextet, dass Kinder nach ein paar Seiten aussteigen. “Das Kunst-Haus” gehört für mich zu den extrem positiven Beispielen. Wahrscheinlich sieht Deine Sammlung im Regal teilweise ähnlich aus wie meine; eine digitale Sammlung mit den Kinder-Kunstbüchern, die bereits hier auf dem Blog besprochen wurden, habe ich auch auf Pinterest veröffentlicht. Falls Du mal schauen magst: https://www.pinterest.com/mariabettinae/kunstb%C3%BCcher-f%C3%BCr-kinder/
Herzliche Grüße,
Maria