Zuletzt aktualisiert am 22. Juli 2015 um 22:04

Nur noch wenige Tage – bis zum 4. Januar 2015 -, dann ist es vorbei mit dem Zauber von Florine Stettheimer im Münchner Lenbachhaus. Wer jetzt noch freie Tage hat, kulturelles Programm mag und in nicht weit weg von München ist, für den kann die Ausstellung allerdings zum fulminanten Jahres-End-Kunst-Highlight werden – auch mit Kindern.

Florentine Stettheimer, die von 1871 bis 1944 lebte, wurde in eine reiche amerikanische Familie hineingeboren und verbrachte ihre wichtigsten Jahre in New York. Dort lebte sie mit ihrer Mutter und ihren beiden Schwestern zusammen. In ihrem Appartement empfingen die Damen Avantgarde-Künstler; außerdem hatten die Schwestern selbst kreative und geistige Ambitionen. Ettie beschäftigte sich mit Philosophie, Carrie arbeitete an einem Puppenhaus, zu dem namhafte Künstler Miniatur-Originale beisteuerten (und zu dem man gelangt, wenn man hier klickt). Florine schließlich malte. Sie malte die Welt, in der sie lebte: eine heitere Welt von wohlhabenden Socialites und Künstlern, die Sommertage am Wasser verbrachten, sich durch das vornehme New York bewegten und sich im Nobelkaufhaus auch mal um die besten Stücke stritten.

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Die Figuren auf ihren Bildern, wenn auch durchweg mit weltlichen Dingen beschäftigt, besitzen keine normale Erdenschwere. Ihre Körper scheinen immer ein wenig wie die von Feen, die tänzerisch über der Realität schweben – glücklich mit den sinnlichen, bunten Oberflächen ihrer Welt; ebenso, wie Florine Stettheimer damit glücklich war, diese Oberflächen zu malen.

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Zu den Fans von Florine Stettheimer gehörten Familie Marcel Duchamp und Andy Warhol, die erkannten, wie zukunftsträchtig ihre Darstellung des urbanen Lebens und des Themas Konsum war. Vor allem Duchamp trug dazu bei, die Künstlerin vor dem Vergessen zu bewahren. Denn nach einem ersten Ausstellungs-Misserfolg zeigte Stettheimer keine besondere Neigung mehr, ihre Arbeiten zu zeigen, und auf Verkaufserlöse konnte sie ohnehin verzichten. Erfolg erfuhr sie in ihren späteren Jahren durch Bühnenausstattungen – ihre kleinen Modelle von kostümierten Theaterfiguren gehören zu den Dingen, die die Münchner Ausstellung zu einem großen Genuss mit Zwanziger-Jahre-Flair machen.

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Alle Gemälde: (c) 2014 Estate of Florine Stettheimer