Zuletzt aktualisiert am 13. Dezember 2017 um 22:11

Wenngleich ich nicht nur die klassischen elterlichen Vorbehalte gegenüber Computer-Gedaddel mit mir herumtrage, sondern außerdem völlig außerstande bin, selbst Video-Games zu spielen, habe ich in den letzten Monaten drei Spiele-Apps gekauft. Einfach, weil sie so schön sind. Kunst gibt’s schließlich nicht nur im Museum. Drei Gaming-Beauties jetzt hier in einer Mini-Serie.

MONUMENT VALLEY

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Prinzessin Ida ist unterwegs. In den zehn Kapiteln des Spiels MONUMENT VALLEY muss sie ihren Weg durch verwirrende architektonische Welten finden, Bauten von unmöglicher Geometrie durchqueren, optische Täuschungen und Raumillusionen bewältigen, an denen M.C. Escher seine Freude gehabt hätte – und denen er vermutlich auch Pate gestanden hat.

Idas Weg durch irreale Architekturen

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Die Spieler steuern Idas kleine, weiße, bekopftuchte Figur durch ein Univers von Treppen, Leitern, Säulen, Brücken und Gängen, müssen die Architekturen aber gleichzeitig so drehen, schieben und kurbeln, dass Ida überhaupt zum Ziel kommen kann. Denn zum Ziel muss sie; sie ist auf einer Mission, auf der sie aus unerfindlichen Gründen Vergebung erlangen soll.

Ein Computerspiel von großer optischer Poesie

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Manchmal ist ihre Reise durch die Dimensionen ein bisschen unheimlich, immer aber von einer umwerfenden optischen Poesie. Für die ist Ken Wong vom Independent Game Studio Ustwo verantwortlich.

Preisgekrönte Spiele-App

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Nicht nur für Ida, auch für den Spieler von MONUMENT VALLEY gibt es ein klares Ziel, doch bis er dort angelangt ist, hat er ziemlich viel zu tüfteln; Idas Welt ist von hoher konstruktiver Komplexität und Raffinesse. Dabei ist jede Szene ein Fest fürs Auge und die sphärische Musik eine Wohltat fürs Ohr. Bei uns ist die ganze Familie verliebt in Ida und ihren Kosmos, womit wir nicht alleine stehen. Seit seiner Veröffentlichung im Jahr 2014 hat MONUMENT VALLEY eine Unzahl lobender Kritiken und Preise bekommen.

TOCA NATURE

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TOCA NATURE ist die neueste Kreation des Stockholmer Studios Toca Boca: eine App, bei der schon kleinere Kinder – ab sechs Jahren, schlägt die offizielle Empfehlung vor – Biotope bauen und darin mit Tieren spielen können. Ausgangslandschaft ist ein weitgehend nackter Fels, auf dem man Bäume, Seen, Gebirge anlegen kann. Mittels einer Lupe zoomt sich der Spieler in eine Gegend der Landschaft hinein – und gerät ein die Tiefen eines Naturkosmos, den er selbst gebaut hat.

Ein selbstgebauter Naturkosmos

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Zwischen Bäumen und an Flüssen gibt es Pflanzen zu ernten und Fische zu fangen: Futter für die Tiere, die im Laufe des Spiels auftauchen. Das Wasser plätschert, ein Kuckuck ruft, Grillen zirpen – Geräusche, die für eine sehr nette Spielatmosphäre sorgen.

Subtile Grafik, nordische Atmosphäre

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Die Grafik von TOCA BOCA unterscheidet sich angenehm von der cartoonartigen Niedlichkeit vieler Computerspiele: Landschaft und Figuren sind in kantigen, prismenartigen Formen gehalten und sehen ein wenig nach Origami aus; das Farbspektrum beschränkt sich auf subtile Pastelltöne. Die Vegetation und die Tierwelt mit ihren Bären, Wölfen und Rehen erzählen von der Herkunft des Spiels aus nördlichen Gefilden.

ALTO’S ADVENTURE

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Kanadier haben ein Gespür für Schnee, weshalb es kein Wunder ist, dass ausgerechnet ein Studio aus Toronto mit dem Namen Snowman den schönsten digitalen Schnee kreiert hat, der sich denken lässt. ALTO’S ADVENTURE zu spielen, bedeutet, über den Bildschirm zu snowboarden, dabei relaxte Musik zu hören und manchmal knirschende Schritte im Schnee.

Eine Tour durch digitalen Schnee, entworfen in Kanada

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Aber das ganz und gar Wunderbare an diesem Spiel ist die Landschaft, durch die man gleitet, während man Hindernissen ausweichen, Abgründe überspringen, Lamas sammeln und Backflips machen muss. Eine matt-pastellfarbene Bergwelt, zweidimensional wie aus feinem Papier ausgeschnitten, wechselt ihre Farben vom Morgenlicht bis zur tiefen Nacht.

Naturgewalten vor pastellfarbener Bergwelt

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Lässt man das Spiel einige Stunden oder Tage liegen, snowboardet man stets zu der Tageszeit weiter, zu der man zuvor aufgehört hatte. Dabei ist die Natur bei ALTO’S ADVENTURE genauso wenig vorhersehbar wie im echten Leben. Manchmal gibt’s Gewitter, und es donnert aus dem Tablet oder Handy. Allerdings sind die Blitze hier genauso poetisch wie das Mondlicht.

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Meine Töchter, die die Computerspiel-Unfähigkeit ihrer Mutter nicht teilen, mögen die Schneelandschaft, die wechselnde Lichtatmosphäre und das Spielprinzip von ALTO’S ADVENTURE. Fanden sie anfangs, dass man allzu lange warten muss, bis in diesem Endlos-Game neue Elemente ins Spiel kommen, haben sie sich mit zunehmender Übung zu Alto-Addicts entwickelt. Wollte ich das?